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       # taz.de -- Bildungsgipfel, Fifa und Karstadt: Der Bund hat nichts zu sagen
       
       > Die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) veranstaltet
       > einen Bildungsgipfel und keiner geht hin – außer Berlin und Hamburg.
       
   IMG Bild: Stark-Watzinger spricht bei einer Pressekonferenz am Rande des Bildungsgipfels
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Haftbefehle gegen Trump und Putin.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Doppelzelle.
       
       Galeria Karstadt Kaufhof will fünf Warenhäuser weniger schließen als noch
       zu Wochenbeginn angekündigt. Bringt Sie das in Kaufhauslaune? 
       
       Mein Bürofenster schaut auf die Kölner Filiale. Mittags laufe ich
       gelegentlich kurz rein, um das Gefühl zu genießen, irgendwo mal der Jüngste
       zu sein. 2019 hatte der Signa-Konzern noch eine Milliarde, um Kaufhof zu
       übernehmen, und unterwegs akquirierte man auch Sportscheck, Ruinen von
       Thomas Cook und Fiege Logistik. Zugleich schoss der Bund rund 700 Million
       Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds ein, Gläubiger verzichteten
       auf zwei Milliarden. Kurz: Das Geschäftsmodell ist mit bloßem Auge von
       Ladendiebstahl kaum zu unterscheiden. Ganze Läden, natürlich. Nach den
       Belegschaften und den Steuerzahlern sollen jetzt die Vermieter liefern, an
       fünf Standorten hat auch das schon funktioniert. Man ist verführt zu
       fragen, was an einer Verstaatlichung schlimmer sein sollte.
       
       Der deutsche Film „Im Westen nichts Neues“ hat vier Oscars bekommen. Zu
       Recht? Und was sagt uns dieser Erfolg?
       
       Man gönnt sich den wohligen Schauder, doch sehr pazifistisch in den Abspann
       zu weinen, bevor man blinzelnd aus dem Kinosaal stapft und die nächste
       Waffenlieferung unterstützt. Die Parallelen – Verdun und Bachmut,
       „Abnutzungskrieg“, „Siegfrieden“ und „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“
       sind offenkundig. Drei von vier Oscars gingen an technische Gewerke, man
       feiert die Kunst, mit Wucht Gefühle aufzuwühlen. Nicht Inhalte. Vielleicht
       tut es trotzdem gut, 148 Minuten nicht für diese oder gegen jene zu sein,
       sondern zu spüren: Nein, das alles nicht.
       
       Bei Bild ist ganz schön was los. Können Sie uns sagen, was? 
       
       Nur Gerüchte, Geraune und viel aus zweiter Hand – wie es sich bei Bild
       gehört. Also: „Übermedien“ staunt, dass nun Print-Veteranen „den digitalen
       Wandel aktiv vorantreiben“ sollen, während man Johannes Boie, der das „paid
       content Angebot“ der Süddeutschen entwickelte, wegrotiert. Der Spiegel
       freut sich auf die nächste Peinlichkeit – die neue Bild-Chefin Horn sei
       damit Vorgesetzte ihrer Tochter, die BamS redigiere. Und ohne die flugs
       mitgerechnete BZ schrammt Bild inzwischen die Millionengrenze. Oder, wie
       man dort sagen würde: „Kein Thema“
       
       Stellen Sie sich vor, die Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)
       veranstaltet einen Bildungsgipfel und keiner geht hin (außer Berlin und
       Hamburg). Haben die anderen Bundesländer schon aufgegeben? 
       
       Jetzt weiß die Bundesbildungsministerin mal, wie das ist: wenn man als die
       esoterisch verpeilte Religionslehrerin gilt, die aus menschlichen Motiven
       Fehlstunden nicht ins Klassenbuch einträgt. Die Länder spreizen sich in
       ihrer Bildungshoheit und wissen: Der Bund hat nichts zu sagen. Das deutsche
       Bildungswesen ist unreformierbar – weil es keins gibt. Sondern 16
       Dorfschulkonzepte.
       
       Antje Vollmer, erste Grüne im Bundestagspräsidium, Vorkämpferin der Frauen
       in der Politik und Pazifistin, ist gestorben. Welche Erinnerung haben Sie
       an sie? 
       
       Viele, gute. „In der Mitte bekommst du Pfeile von allen Seiten“, als sie
       die Befriedung mit der RAF anschob, mit Vertriebenen verhandelte,
       Genugtuung für Heimerzogene vermittelte. Sie blickte weit voraus und aufs
       Ganze, deshalb lag ihre Mitte oft zwischen Polen, die noch keiner sah – und
       sah entsprechend verirrt aus. Etwa zuletzt, als sie die Mitte im Frieden
       für die Ukraine ausmachte. Wir werden noch staunen, wenn wir da ankommen,
       wo sie war.
       
       Der Fifa-Präsident Gianni Infantino wurde ohne Gegenkandidat in seinem Amt
       bestätigt, und die Weltmeisterschaft der Männer wird ab 2026 mit 104 statt
       64 Spielen ausgetragen. Wann platzt die globale Fußballblase? 
       
       Der DFB hat – mit Norwegen und Schweden – bei Infantinos Akklamation „nicht
       geklatscht“. Sie könnten noch die „One Love“-Armbinde über die Augen
       tragen. Zu Reformvorschlägen oder einer Gegenkandidatur hat es nicht
       gereicht. Mit Gianni als Papst stünde die katholische Kirche ganz anders
       da.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Der BVB twittert eine Google-Suche nach dem Wort „Legend“ und das
       zugehörige Ergebnis: „Marco Reus“.
       
       Fragen: vag, waam
       
       20 Mar 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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