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       # taz.de -- Russische Propaganda: Moskauer Geschichtsfälscher
       
       > Der russische Außenminister Lawrow relativiert in seinen jüngsten
       > Kriegsäußerungen den Holocaust. Er reißt damit die Brücken zur
       > zivilisierten Welt ein.
       
   IMG Bild: Sergei Lawrow, Außenminister von Russland, bei seiner jährlichen Pressekonferenz
       
       Viel Feind, viel Ehr: Wenn es in einem Krieg nicht so richtig läuft, muss
       der Gegner als übermächtig böse dargestellt werden, als ein Feind, der die
       eigene Nation zu verschlingen droht. Denn wenn die Nation in Gefahr ist,
       muss die innere Einheit gewahrt bleiben. Dann ist für jedwede Opposition
       kein Platz, sind Zweifler Vaterlandsverräter. Leichenberge hin oder her –
       jetzt gilt es den Patriotismus zu stärken.
       
       Nichts anderes als dieses altbewährte Mittel hat der russische
       [1][Außenminister Sergei Lawrow] aus der Schublade gefischt. Es lohnte
       nicht, sich über derart platte Propaganda aufzuregen, wäre Lawrow bei den
       üblichen Versatzstücken solcher Durchhalteparolen geblieben. Doch in seiner
       Rede sprach er nicht nur über die Nation und die Feinde, sondern auch über
       die [2][„Endlösung“], also die physische Vernichtung des jüdischen Volkes
       und den Mord an sechs Millionen Menschen.
       
       Darum ginge es dem Westen in Wahrheit – nur dass anstelle der Juden dieses
       Mal die Russen gemeint seien, so Lawrow. Ein drohender Holocaust also, der
       furchtbarste Völkermord der Weltgeschichte. Diese Behauptung ist nicht nur
       grundfalsch. Sie beleidigt die Opfer und ihre Nachkommen. Sie relativiert
       den [3][Holocaust] zu einer x-beliebigen Episode in der Geschichte. Sie ist
       eine maßlose Geschichtsfälschung. Sie stünde deshalb jedem gestandenen
       Neonazi gut an.
       
       Es läuft überhaupt nicht gut für Russland im Krieg gegen die Ukraine. Wenn
       Lawrow, der alles andere als ein diplomatischer Anfänger ist, zu derartigen
       Analogien greift, enthüllt er nicht nur eine erschreckende Verkommenheit in
       der Wahl seiner Mittel. Der Außenminister offenbart auch ungewollt, was für
       ein Regime da in Moskau an der Macht ist und in welch geistigem Umfeld es
       sich bewegt.
       
       Ein Umfeld, das Lüge zur Wahrheit erklärt, Krieg zur „Operation“ und Mord
       zur „Befreiung“. Wer so argumentiert, weiß, dass er die Brücken zur
       zivilisierten Welt einreißt. Wie soll man mit so jemandem Frieden
       schließen?
       
       18 Jan 2023
       
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