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       # taz.de -- Vergessen, das Mikro auszuschalten: AfD-Vorstand hofft auf Gaskrise
       
       > AfD-Politiker Harald Weyel sprach aus, was wohl viele Rechte denken. Dumm
       > nur, dass die Aussage aufgenommen wurde. Jetzt rudert Weyel zurück.
       
   IMG Bild: Hofft auf dramatische Verhältnisse: der AfD-Bundestagsabgeordnete und Vorstandsmitglied Harald Weyel
       
       Berlin taz | Das Bundesvorstandsmitglied der AfD, Harald Weyel, hat
       unfreiwillig Einblick in die Gedankenwelt seiner Partei gegeben. Bei einem
       Livestream für Tiktok vergaß offenbar ein Techniker der Bundestagsfraktion
       ein Mikro abzustellen. So konnten die Zuhörer*innen hören, was der seit
       2017 im Bundestag sitzende Weyel zu anderen AfD-Politikern sagte, als diese
       sich unbelauscht wähnten.
       
       Bei der Veranstaltung am Dienstagabend im Paul-Löbe-Haus mit dem Titel „Ein
       Winter ohne Gas“ ging es um die Gasversorgung, die Energiekrise sowie deren
       soziale Folgen. Zur Einschätzung des eingeladenen AfD-Politikers Helmut
       Waniczek, dass die Lage dramatisch werde, sagte Weyel: „Man muss sagen:
       hoffentlich. Wenn's nicht dramatisch genug wird, dann geht's so weiter wie
       immer.“
       
       Weyel ist Bundestagsabgeordneter aus Nordrhein-Westfalen, gilt als
       [1][Vertrauter] Björn Höckes und beschäftigte in der Vergangenheit auch
       einen [2][Mitarbeiter des rechtsextremen „Institut für Staatspolitik“].
       
       Ein Kollege in der Bundestagsfraktion, Rainer Kraft, scheint in der
       Aufnahme nicht sonderlich beunruhigt. Er sagt zunächst: „Ich brauch auch
       so'n Weizen“, und entgegnet dann auf die Äußerung von Weyel: „Ach, ja
       Harald, aber… das ist jetzt sehr unschön.“ Waniczek entgegnet: „Wenns nicht
       dramatisch wird, ist eh okay. Dann braucht's die AfD nicht.“
       
       ## „Eigentlich hassen Afdler Deutschland“
       
       Den kurzen Videoschnipsel hat der [3][CDU-Abgeordnete Johannes Steiniger
       getwittert]. Er schrieb dazu: „Wir hören, dass Harald Weyel hofft, dass die
       Situation im Winter sehr dramatisch wird. Die AfD zeigt wieder ihr
       unpatriotisches Gesicht. Eigentlich hassen Afdler Deutschland“, so der
       CDU-Politiker. Auch der Gesundheitsminister Karl Lauterbach twitterte dazu:
       „Wie zynisch die AfD ist. Man hofft auf einen dramatischen Winter, damit
       man mit der Not der Menschen Gewalt auf der Straße provozieren kann.“
       Demokraten müssten in der Not zusammen halten, die AfD gehöre nicht dazu.
       
       Tatsächlich kommt der Videoschnipsel für die AfD zu einem ungünstigen
       Zeitpunkt: Die Partei will am Donnerstag im Haus der Bundespressekonferenz
       ihre Kampagne für den „Heißen Herbst“ vorstellen und entgegen der
       neoliberalen Agenda vieler AfD-Politiker soziale Themen von rechts
       besetzen.
       
       Weyel ist innerhalb der AfD nicht allein mit seiner Hoffnung auf
       dramatische Verhältnisse: Es ist nicht das erste Mal, dass ein
       AfD-Abgeordneter mit solchen Äußerungen auffällt. Zuletzt hatte der als
       Putin-Propagandist kritisierte brandenburgische Abgeordnete [4][Steffen
       Kotré] in der [5][Dokumentation „Eine Deutsche Partei“] vor laufender
       Kamera gesagt, dass vertiefte gesellschaftliche Gräben eine Chance für die
       AfD seien: „Je schneller es schlimmer wird, desto schneller kann es auch
       wieder besser werden“, sagte Kotré dort mit einem Bier in der Hand. Er
       wünsche sich das nicht, betonte er zwar, aber das sei halt ein Prinzip.
       
       Noch deutlicher war in Vergangenheit der Pressesprecher der
       Bundestagsfraktion, [6][Christian Lüth], der 2020 für seine Äußerungen
       [7][entlassen wurde]. Lüth war vor versteckter Kamera einer [8][Pro7-Doku]
       deutlich geworden: Der Bundesrepublik müsse es schlechter gehen, weil die
       AfD davon profitiere. Auf die Frage, ob er dafür wäre, dass noch mehr
       Migranten nach Deutschland kommen, antwortete Lüth damals: „Ja. Weil dann
       geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen.
       Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“
       
       Nachdem das aktuelle Weyel-Video viral ging, war die AfD-Fraktion um
       Schadensbegrenzung bemüht. Auf taz-Anfrage kommentierte Weyel sein Hoffen
       auf dramatische Zustände eher kleinlaut so: „Ich wollte meiner Befürchtung
       Ausdruck geben, dass nur eine Zuspitzung der sich abzeichnenden Krise dazu
       führen wird, dass die politisch Verantwortlichen endlich die notwendigen
       Maßnahmen ergreifen, um die Krise zu bekämpfen.“ Weyel wünscht sich also
       angeblich nicht, dass sich die Krise verschärfe. Das klang in dem Video
       anders.
       
       7 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechtsextremist-in-der-AfD/!5862822
   DIR [2] /AfD-im-Bundestag/!5476603
   DIR [3] https://twitter.com/JoSteiniger
   DIR [4] /AfD-Bundestagsabgeordneter-Steffen-Kotre/!5871941
   DIR [5] /AfD-entlarvt-sich-in-zwei-Dokus/!5858268
   DIR [6] /Aeusserungen-von-AfDler/!5713016
   DIR [7] https://www.rnd.de/politik/afd-entlasst-ex-sprecher-luth-fristlos-wegen-menschenverachtender-aussagen-3RYFXN726FBARLCZ7A364753SM.html
   DIR [8] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-09/christian-lueth-afd-alexander-gauland-menschenfeindlichkeit-migration
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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