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       # taz.de -- Tour de France Femmes: Die Tour lebt
       
       > Radsport an sich ist umweltfreundlich? Denkste. Wie bei der Tour de
       > France Femmes zu sehen ist, gibt es jedenfalls auch sehr gute Ansätze.
       
   IMG Bild: Siegerin: Annemiek van Vleuten
       
       Paris taz | 119 Jahre dauerte es, bis nach der ersten Tour de France der
       Männer auch eine solche für die Frauen ins Leben gerufen wurde. Das ist
       eine gewaltige Zeitdifferenz. Umso euphorischer wurde die Rundfahrt im
       Nordosten Frankreichs aufgenommen. Von den Zuschauern, die begeistert
       anfeuerten. Von den Fahrerinnen, die sich ob der Begeisterung an der
       Strecke begeistert zeigten. „Ich habe für den Schlussanstieg zur Planche
       des Belles Filles mit vielen Zuschauern gerechnet. Aber es waren vom ersten
       Tag an so viele Menschen, die uns angefeuert haben. Das war einfach
       wunderschön. Es zeigt sich: Diese Tour de France Femmes lebt“, sagte
       stellvertretend Annemiek van Vleuten. Die Niederländerin fuhr sich am
       Samstag mit einer echten Bravourtat an die Spitze des Klassements. Etwa 80
       km fuhr sie vor dem Feld, erst in Begleitung von Landsfrau Demi Vollering,
       dann komplett allein. Es war der sportliche Höhepunkt einer überraschend
       gelungenen Premiere.
       
       Auch rundherum passte vieles. Die gute Resonanz an der Strecke lag auch an
       der umsichtigen Tourchefin [1][Marion Rousse]. Die einstige Radsportlerin
       ist in Frankreich sowohl als Tour-de-France-Moderatorin wie als
       Lebenspartnerin des Nationalhelden Julian Alaphilippe landesweit bekannt.
       Sie klapperte im Frühjahr jede Ortschaft an der Strecke ab und schwor
       lokale Akteure auf die Rundfahrt ein.
       
       Auch männliche Ex-Profis, die selbst die Tour de France gefahren waren und
       jetzt bei Frauenteams arbeiten, zeigten sich beeindruckt. „Es ist ein guter
       Auftakt. Und es gibt wenig zu verbessern. Für größere Diversität sollte man
       noch ein Zeitfahren mit hineinnehmen. Zwei, drei Tage länger könnte die
       Rundfahrt auch gehen. Dann hebt sie sich gemeinsam mit dem Giro, der zehn
       Tage dauert, von den anderen Rundfahrten etwas ab“, sagte Albert Timmer,
       sportlicher Leiter von Team DSM, der taz.
       
       [2][Wie stark die derzeit achttägige Rundfahrt] in der Zukunft ausgebaut
       werden soll, ist tatsächlich die Frage. Tourchefin Rousse hält
       perspektivisch zehn Tage für sinnvoll. Bringt man den Punkt
       Geschlechtergerechtigkeit ins Spiel, landet man schnell bei drei Wochen
       Rundfahrt. Das ist bei der derzeitigen Struktur des Frauenradsports aber
       illusorisch.
       
       ## Verletzungen, Krankheiten, Formrückstände
       
       „Der Rennkalender ist extrem dicht. Viele Rennställe haben mit ihren 10 bis
       15 Rennfahrerinnen schon jetzt Probleme, jedes Rennen, an dem sie
       teilnehmen wollen, auch adäquat zu bestücken. Die Fahrerinnen sind auch
       nicht das gesamte Jahr über verfügbar. Es gibt Verletzungen, Krankheiten,
       Formrückstände. Und sie müssen sich regenerieren. Drei Wochen Tour würden
       auch zulasten anderer Rundfahrten gehen“, meint Ronny Lauke, Chef des
       deutschen WorldTour-Rennstalls Canyon SRAM, zur taz.
       
       „Warum müssen wir das überhaupt immer ins Verhältnis 1:1 setzen? Ist das
       das Ziel, ist das das Maß?“, fragte Marlen Reusser, Siegerin der 4. Etappe,
       im Gespräch. Und natürlich hatte die promovierte Medizinerin, die spät in
       den Eliteradsport einstieg, gleich eine Antwort parat: „Vielleicht können
       wir ja auch Dinge vorleben, die der Männersport noch nicht gemacht hat.“
       Reusser verwies auf ökologische Aspekte.
       
       Der Gedanke von ökologischer Exzellenz in dieseem Hochleistungssport stößt
       allgemein auf Resonanz. „Wir versuchen, unsere Fahrzeugflotte so modern wie
       möglich zu halten“, betonte Canyon SRAM-Chef Lauke und verwies auf
       Hybridantriebe bei den Pkws. „Mir ist es auch lieber, mit einem Wohnmobil
       mit einer vernünftigen Euro-Norm herumzufahren, das 14 Liter verbraucht,
       anstatt mit einem Reisebus nach einer Euro-3-Norm, der vielleicht 25 Liter
       zieht“, meinte Lauke. Frauenteams sind kleiner, kompakter und beweglicher.
       Viele von ihnen nehmen an der Tour de France tatsächlich mit Wohnmobilen
       anstelle der Riesenbusse der Männerteams teil.
       
       Betrachtet man die Kohlendioxidbilanz der Tour insgesamt, so sind vor allem
       die Anreisewege der Zuschauer relevant. Nach Aussage der Umweltchefin der
       ASO, Karine Bozzacchi, kommen etwa 94 Prozent der insgesamt 216.000 Tonnen
       Kohlendioxid-Äquivalenten, die die Tour produziert, von Zuschauern. Und da
       vor allem von jenen 50 Prozent, die nicht per Rad, zu Fuß oder mit dem
       ÖPNV, sondern mit Auto oder Flugzeug anreisen.
       
       Bei den Flachetappen der Frauentour kam ganz augenscheinlich das Gros der
       Zuschauer aus der Umgebung, also tatsächlich zu Fuß, per Rad oder Bus. Nur
       bei den Bergetappen gab es das gewohnte Bild der Autoschlangen in den
       Serpentinen. Anstiege zu wählen, die mit Skiliften gut erreichbar sind,
       wäre eine Planungsoption für die nächsten Jahre. Und etwas, das bei der
       großen Tour der Männer nachgeahmt werden darf.
       
       31 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tom Mustroph
       
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