URI:
       # taz.de -- Energieversorger in der Krise: Uniper beantragt Staatshilfen
       
       > Wegen gedrosselter Gaslieferungen war der Versorger in die Krise geraten.
       > Jetzt soll Bund bei Uniper einspringen. Moskau will wieder mehr Gas
       > liefern.
       
   IMG Bild: Uniper Gaslager in Bierwang
       
       Düsseldorf/Moskau rtr/dpa | Der angeschlagene Versorger Uniper setzt in der
       Gas-Krise auf [1][staatliche Hilfen] und einen möglichen Einstieg des
       Bundes. [2][Uniper] habe bei der Bundesregierung einen Antrag auf
       Stabilisierungsmaßnahmen gestellt, teilte das Unternehmen am Freitag mit.
       Das Unternehmen will damit auf neue gesetzliche Regelungen zurückgreifen,
       die eine staatliche Stützung des Versorgers bis hin zum Einstieg
       ermöglichen. Unipers Vorschlag ziele unter anderem auf eine faire
       Kostenverteilung, eine Aufstockung der Kreditlinie durch die staatliche
       Förderbank KfW sowie eine mögliche Beteiligung des Bundes an Uniper ab,
       hieß es weiter.
       
       Der finnische Uniper-Mehrheitseigner Fortum erklärte, mit der
       Bundesregierung werde ein Umbau Unipers erörtert, durch die
       Geschäftstätigkeiten in Deutschland gebündelt und mit dem Bund abgesichert
       werden könnten. In deutschen Regierungskreisen hieß es, Fortum wolle das
       verlustträchtige Deutschlandgeschäft übertragen und den Rest des Konzerns
       weiterführen. Dies müsse man sich sehr genau ansehen.
       
       Uniper ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom.
       Durch die stark gestiegenen Gaspreise und die reduzierten Gas-Lieferungen
       aus Russland war der Versorger unter starken Druck geraten. Das Unternehmen
       mit rund 11.500 Beschäftigten gehört zudem zu den größten Stromerzeugern in
       Deutschland. Die Düsseldorfer spielen auch mit ihren Gasspeichern eine
       wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands im Winter.
       
       „Als Deutschlands größter Gasimporteur ist Uniper am stärksten von der
       Drosselung der russischen Gaslieferungen betroffen und steht daher unter
       e[3][[Link auf Beitrag 5651596 (MS-ID 5862214)]] xtremem finanziellen
       Druck“, erklärte Fortum. Der Konzern stehe auch in Gesprächen mit der
       Bundesregierung über eine mögliche Stabilisierung Unipers, „um so die
       Versorgungssicherheit für Gas und Strom in Deutschland zu gewährleisten“.
       
       ## Russland will Lieferungen wieder hochfahren
       
       Dazu würden mehrere Alternativen mit der Bundesregierung erörtert. „Eine
       davon ist die Reorganisation der Geschäftsbereiche von Uniper, um so die
       systemkritischen deutschen Geschäftstätigkeiten zu bündeln und mit der
       Bundesregierung abzusichern“, hieß es weiter. „Zum jetzigen Zeitpunkt
       wurden noch keine Entscheidungen über eine mögliche Lösung getroffen“,
       betonte Fortum.
       
       Gleichzeitig will Russland im Fall einer Rückkehr seiner reparierten
       Gasturbine aus Kanada die Energielieferungen durch die gedrosselte
       Ostseepipeline Nord Stream 1 wieder hochfahren. „Wenn die Turbine nach der
       Reparatur kommt, dann erlaubt das eine Zunahme der Umfänge“, sagte
       Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge. „Die
       Frage ist nur, warum das nicht gleich so gemacht wurde.“ Peskow wies einmal
       mehr zurück, dass Russland sein Gas als politisches Druckmittel einsetze.
       
       Es handele sich nicht um ausgedachte Reparaturarbeiten, sondern um
       planmäßig angesetzte Instandhaltungen. „Wir weisen voll und ganz jedwede
       Andeutungen oder direkte Mitteilungen zurück, dass die russische Seite Gas
       oder Öl als Waffe für einen politischen Druck benutzt“, sagte Peskow.
       Russland erfülle alle Verpflichtungen gemäß der Verträge. „Und Russland ist
       vor allem in der Lage, die volle Energiesicherheit Europas zu
       gewährleisten.“
       
       Insbesondere könne Russland auch garantieren, dass die Verbraucher in den
       europäischen Ländern nicht ständig steigende Preise für Strom, Wärme und
       anderes hinnehmen müssten. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte die
       Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach Deutschland zuletzt drastisch
       reduziert – und das auch mit dem Fehlen einer Turbine begründet. Diese
       Erklärung hatten deutsche Politiker daraufhin als Vorwand bezeichnet und
       Russland einen „ökonomischen Angriff“ vorgeworfen.
       
       Russland besteht darauf, dass die vorgeschriebenen Wartungsarbeiten trotz
       der Sanktionen des Westens wegen Moskaus Angriffskrieg in der Ukraine
       weiterhin erledigt werden. Die Anlagen werden in Kanada gewartet, das sich
       an den Sanktionen des Westens beteiligt.
       
       Am 11. Juli beginnen jährliche Wartungsarbeiten von Nord Stream 1, die in
       der Regel zehn Tage dauern. Die große Sorge ist, dass Russland nach der
       Wartung den Gashahn nicht wieder aufdreht.
       
       8 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Uniper-und-verminderte-Gaslieferungen/!5865320
   DIR [2] https://www.uniper.energy/
   DIR [3] /Drohende-Gasknappheit/!5862214
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Erdgas
   DIR Russland
   DIR Energiekrise 
   DIR fossile Energien
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gaskrise und Gesellschaft: Uniper und Co enteignen
       
       Werden Konzerne gerettet, gehören sie vergesellschaftet: Wer zahlt, muss
       auch über Produktionsbedingungen und Unternehmensethik entscheiden dürfen.
       
   DIR Uniper und verminderte Gaslieferungen: Staatshilfen für Gas-Konzerne
       
       Wegen verminderter Gaslieferungen stehen Importeure unter Preisdruck. Die
       Ampel erwägt eine Beteiligung an kriselnden Unternehmen.
       
   DIR Internationales Abkommen Energiecharta: Proteste gegen fossilen Saurier
       
       Das Investitionsschutzabkommen für die Energiewirtschaft soll Konzerne
       schützen. KritikerInnen sagen jedoch, dass es die Energiewende blockiere.
       
   DIR Klimakiller Methan aus Gasinfrastruktur: Hilfe, ein, zwei, viele Lecks!
       
       Die Gaswirtschaft gibt sich klimafreundlich. Eine Umfrage zeigt aber: In
       ihrer Lieferkette gibt es völlig unnötige Emissionen von Treibhausgasen.