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       # taz.de -- Petition für unabhängige Ermittlungen: Gegen kriminelle Polizist*innen
       
       > Keine unabhängige Ermittlungsstelle kontrolliert die deutsche Polizei.
       > Das steht seit Jahren in der Kritik. Dänemark gilt hingegen als Vorbild.
       
   IMG Bild: Wer kontrolliert die Polizei?
       
       Bei Straftaten in Deutschland ermittelt die Polizei – auch wenn
       Polizist*innen selbst unter Verdacht stehen. Solche Fälle übernehmen
       zwar nicht die direkten Kolleg*innen, sondern Polizeibeamt*innen aus
       anderen Abteilungen. Trotzdem schwächt es die Glaubwürdigkeit der
       Exekutive, wenn sie sich selbst kontrollieren soll – in vielen anderen
       Gesellschaftsbereichen wäre das undenkbar. Viele Fälle kommen zudem nur vor
       Gericht, wenn sich Teile der Zivilgesellschaft dafür einsetzen. Und
       [1][viele Ermittlungen werden eingestellt].
       
       Betroffene und Menschenrechtsorganisationen plädieren seit Jahren für
       unabhängige Stellen, die in solchen Fällen die Untersuchungen übernehmen.
       Aktuell fordert das [2][eine Petition der Initiative Copservation an
       Bundesinnenministerin Nancy Feaser (SPD)]: „Nur unabhängige
       Ermittlungsstellen können zu einer neutralen Bewertung der Sachlage
       kommen“, heißt es darin.
       
       Copservation sammelt und veröffentlicht Fälle zu umstrittenem
       Polizeiverhalten in Deutschland. „Eigentlich wollten wir uns auf diese
       Chronik konzentrieren“, erklärt ein Sprecher, doch die Initiative habe
       immer wieder mit Fällen zu tun, in denen Polizist*innen gegen andere
       Polizist*innen ermitteln.
       
       Die Probleme dabei: Entweder versuche man, den Ruf der Polizei zu schützen,
       oder Kolleg*innen würde eher Glauben geschenkt, weil die Ermittelnden
       deren Perspektive teilen. Mit „unabhängig“ meint Copservation deshalb nicht
       nur unabhängig von Weisungen und finanziellen Mitteln. Es sei auch wichtig,
       dass die Ermittlungsstelle nicht nur aus ehemaligen Polizist*innen
       bestehe.
       
       ## Ermittlungen statt Beschwerden
       
       Nancy Faeser ist mit der Bundespolizei nur für einen Teil der Polizei in
       Deutschland verantwortlich – das ist auch Copservation bewusst. Aber sie
       hofften darauf, so der Sprecher, dass sich die Debatte auf die Bundesländer
       auswirke und mehr Geld für unabhängige Beschwerde- und Ermittlungsstellen
       zur Verfügung gestellt würden. In einer Umfrage von 2020 sprachen sich
       knapp zwei Drittel der Deutschen für solche Stellen aus.
       
       Doch Kontrollstellen kommen bei Polizeivertreter*innen oft nicht gut
       an. In Brandenburg zum Beispiel, wo derzeit der Landtag über einen
       unabhängigen Polizeibeauftragten berät. Anita Kirsten, Landesvorsitzende
       der dortigen Gewerkschaft der Polizei (GdP), erklärte, unabhängige
       Polizeibeauftragte seien ein „Misstrauensbeweis“ gegenüber der Polizei.
       Dabei ist in Brandenburg keine Ermittlungsbehörde geplant, sondern
       lediglich eine Beschwerdestelle.
       
       Solche haben mittlerweile die meisten Bundesländer eingerichtet. Rechtlich
       sind sie aber unterschiedlich angelegt. In sieben Ländern sind
       [3][sogenannte Polizeibeauftragte dem jeweiligen Landesparlament]
       unterstellt. Da sind sie zumindest bei der Legislative angesiedelt. Aber
       auch die Beauftragten gelten als wirkungslos, wenn es darum geht, die
       Polizei zu kontrollieren. Es fehle an Befugnissen und Geld.
       
       ## Vorbild Dänemark
       
       In sechs weiteren Ländern unterstehen die Beauftragten der
       Landesverwaltung, wie beispielsweise in Sachsen-Anhalt oder Thüringen dem
       Innenministerium. Je nach Land haben die Stellen unterschiedliche
       Befugnisse und sind finanziell unterschiedlich ausgestattet. Aber eine
       unabhängige Stelle für effektive Ermittlungen fehlt bisher in Deutschland.
       
       International gibt es solche Modelle hingegen schon, beispielsweise die
       unabhängige Polizeibeschwerdestelle DUP in Dänemark, die 2012 eingerichtet
       wurde. Die heißt zwar Beschwerdestelle, aber sie soll keinen Streit
       schlichten, sondern vor allem ermitteln. Etwa in Fällen, bei denen
       [4][Menschen bei Polizeieinsätzen oder im Gewahrsam verletzt werden oder
       sterben]. Auch die Petition von Copservation benennt das Modell als
       Vorbild.
       
       8 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Verfahren-gegen-Polizisten-eingestellt/!5774807
   DIR [2] https://weact.campact.de/petitions/deutschland-hat-ein-polizeiproblem-wir-fordern-unabhangige-beschwerdestellen
   DIR [3] /Polizeibeauftragter-von-Berlin/!5852575
   DIR [4] /Gewalt-bei-der-Polizei/!5757873
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
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