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       # taz.de -- Kompromissentwurf im Rat der EU-Staaten: Gesetz gegen Entwaldung verwässert
       
       > Geplante Gesetze gegen Entwaldung sollen nur für Urwälder gelten, die für
       > die Landwirtschaft gerodet werden. Greenpeace kritisiert das.
       
   IMG Bild: Solche Bilder soll das neue Gesetz verhindern: Entwaldetes Gebiet am Amazonas in Brasilien
       
       Berlin taz | Der Rat der EU-UmweltministerInnen wird die geplante
       Verordnung [1][gegen Entwaldung] voraussichtlich in entscheidenden Punkten
       abschwächen. Sie soll nur für Flächen gelten, die für die Landwirtschaft
       gerodet werden, geht aus dem Kompromissvorschlag der französischen
       Ratspräsidentschaft hervor, den die Mitgliedstaaten am Dienstag beschließen
       wollen. Zudem soll nur Primärwald erfasst werden, also Urwälder mit
       heimischen Baumarten und weitgehend ohne menschlichen Einfluss. Der Text
       liegt der taz vor.
       
       Allein im Zeitraum 1990 bis 2020 wurden laut EU-Kommission weltweit 420
       Millionen Hektar Wald – eine Fläche, die größer ist als die Europäische
       Union – abgeholzt. Das liege vor allem an der Land- und Forstwirtschaft.
       Rund 11 Prozent des Treibhausgases weltweit stammten 2007 bis 2016 der
       Kommission zufolge aus der Forstwirtschaft und anderen Landnutzungen – „und
       waren überwiegend auf Entwaldung zurückzuführen“.
       
       Deshalb hat die Brüsseler Kommission eine Verordnung vorgeschlagen, die die
       von der EU verursachte Entwaldung reduzieren soll. Demnach sollen
       Unternehmen, die mit sechs besonders von Entwaldung betroffenen
       Rohstoffarten wie Soja handeln, den Behörden die geografischen Koordinaten
       des Erzeugerbetriebs oder der Plantage mitteilen. Mit diesen Daten soll
       sich kontrollieren lassen, ob die Produkte von Waldflächen stammen, die
       nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet oder geschädigt wurden – was dann
       verboten wäre.
       
       Die jetzt vom EU-Umweltrat geplante Änderung des Kommissionsentwurfs
       „könnte weiterhin den Verkauf von Holz, Zellstoff, Papier oder anderen
       Waren aus vielen zerstörten Tropenwäldern ermöglichen“, kritisierte die
       Umweltschutzorganisation Greenpeace. Technisch gesehen sei der Wald zu
       diesem Zeitpunkt noch nicht durch Landwirtschaft ersetzt worden.
       
       ## Nur knapp 2 Prozent der EU-Wälder
       
       Wenn nur Urwälder einbezogen werden, „würde nahezu die gesamte
       Forstwirtschaft in der EU von dem Gesetz ausgenommen“, so der Verband
       weiter. „Dies ist eine Ausnahmeregelung für die europäische Holzindustrie,
       die sicherstellt, dass sie ihre nicht nachhaltigen
       Forstwirtschaftspraktiken nur aufgrund einer Formalität fortsetzen kann.
       Und zudem eine massive Ungerechtigkeit gegenüber Ländern, die Urwälder im
       Gegensatz zur EU erhalten haben.“ Greenpeace schätzt, dass nur knapp 2
       Prozent der Waldfläche in der EU Primärwald seien.
       
       27 Jun 2022
       
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