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       # taz.de -- Burschenschaft Germania zieht weg: Ausgegrölt
       
       > Die rechtsextreme Hamburger Burschenschaft Germania hat ihr Haus in
       > Hamburg-Winterhude verlassen. Ein Grund waren Beschwerden wegen
       > Lärmbelästigung.
       
   IMG Bild: Damit ist jetzt Schluss: Burschenschaftler auf dem Balkon ihres Hauses in Winterhude im Juli 2013
       
       Der Name steht nicht mehr an der Tür. Auf dem Briefkasten kleben Zettel mit
       der Botschaft „!!!Verzogen!!!“ und „Nachsendeauftrag beachten“. Am Balkon
       des Gebäudes in der Sierichstraße weht keine Deutschlandfahne mehr. Die
       Hamburger Burschenschaft Germania (HBG) hat ihr Haus im feinen Winterhude
       verlassen.
       
       Über den Hauseingang hängt mittlerweile ein Transparent mit dem Namen
       „Amberlynne Park“. Die Unternehmergesellschaft bestätigt der taz: „Wir sind
       da ansässig.“ Die Feierkultur der sich selbst als deutsche Elite
       verstehenden Burschenschaftler scheint zum unfreiwilligen Auszug geführt zu
       haben, erklärt das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR).
       
       Seit Jahrzehnten nutzte die [1][rechtsextreme Burschenschaft] das
       zweistöckige Gebäude. Der Verein „Harry Lange e. V.“ war der Träger des
       Hauses.
       
       Über die schlagende Verbindung hat das HBgR immer wieder informiert und
       protestiert – traten bei der HBG doch auch einschlägige Referenten auf,
       etwa der geschichtsrevisionistische deutsche Autor Gerd Schulze-Rhonhof
       oder der islamfeindliche Schriftsteller Akif Pirinçci. Kontakte zur NPD und
       zur Identitären Bewegung wies das Bündnis der Burschenschaft auch nach. Die
       Germanen nennen sich selbst „patriotisch“ und versichern freimütig: „Wir
       bekennen uns zu unserem Vaterland.“
       
       Den Auszug haben engagierte Anwohner:innen wegen des Lärms eingeleitet.
       Die Bewohner feierten gern [2][burschenschaftliche Events] mit viel Bier
       und lautem Gesang – mitunter auch samt „Heil Hitler“-Rufen. 2016 wurde das
       Gegröle aktenkundig.
       
       Schon zwei Jahre zuvor führten Beschwerden der Nachbarschaft wegen
       Ruhestörungen zu Polizeieinsätzen. Die Nachbarn erwirkten 2017 ein
       Unterlassungsurteil. Die Alten Herren um den Vorsitzenden Bernd Kozinowski
       versuchten ihre jungen Burschenschaftler etwas zu zügeln. Die Alten Herren,
       ehemalige Studenten der Burschenschaft, die das Geld auch für den Unterhalt
       des Hauses aufbringen, hatten aber wohl nur mäßigen Erfolg. Keine
       Überraschung: 2019 warben die Germanen für ihren „Norddeutschen
       Heimatabend“ mit dem Slogan „Wer sich erinnern kann, war nicht dabei …“.
       
       Neben einer „Reichsgründungsfeier“ wurde vor Gericht auch ein Verstoß in
       der Nacht vom 20. auf den 21. April 2018 aufgelistet – an Adolf Hitlers
       Geburtstag. Die Folgen: Insgesamt kamen Ordnungsgelder für Verstöße von
       12.000 Euro zusammen. Die Kosten des Verfahrens für acht Verstöße musste
       der Altherren-Verband AHV tragen. Hätte er sie nicht beglichen, wäre
       Kozinowski für 48 Tage in Haft gekommen. Vor Gericht führte der AHV an,
       dass die verlangte Sicherheit von 80.000 Euro für den Fall von weiteren
       Verstößen die Weiterführung der Burschenschaft gefährde. Das Vertrauen in
       den eigenen Nachwuchs scheint aber gesunken, sodass der Auszug beschlossen
       wurde.
       
       Felix Krebs vom HBgR sagt: „Der erste Preis für antifaschistische
       Zivilcourage geht an die Nachbarschaft aus der Sierichstraße. Chapeau!“
       
       16 Jun 2022
       
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