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       # taz.de -- Verschiedene Pläne in EU-Ländern: Tankrabatt bleibt strittig
       
       > Die Benzin- und Dieselpreise steigen in ganz Europa. Die einzelnen
       > Staaten möchten dem Problem unterschiedlich begegnen.
       
   IMG Bild: Rollschuhläufer während der Ölkrise 1973/74 beim ersten bundesweiten Sonntagsfahrverbot
       
       Brüssel taz | Die breite Kritik an seinem Vorschlag scheint Christian
       Lindner nicht zu beeindrucken: Am Rande des Finanzministertreffens in
       Brüssel verteidigte der FDP-Chef seinen Vorschlag, den Benzinpreis mit
       einem [1][staatlichen Tankrabatt] zu senken. Damit fühlt sich Lindner in
       guter Gesellschaft, denn auch die übrigen EU-Finanzminister wollen die
       rasant steigenden Benzin- und Energiepreise und andere negative Folgen des
       Ukrainekrieges für Bürger und Unternehmen abfedern.
       
       Es gehe um „schnelle, gezielte und befristete Hilfe“, sagte Lindner in
       Brüssel. Die sei mit dem Tankrabatt möglich. Andere Vorschläge wie eine
       Senkung der Mehrwertsteuer hätten kaum Aussicht auf Erfolg, sagte Lindner
       nach einem zweitägigen Treffen mit seinen europäischen Amtskollegen. Dies
       habe auch Finanzminister Bruno Le Maire im Namen des französischen
       EU-Vorsitzes bestätigt.
       
       In Frankreich wird die Lage mit der Ölkrise 1974 verglichen. Die
       französische Regierung hatte am Wochenende eine „Remise“ von 15 Cent pro
       Liter Benzin angekündigt. Diese Stützungsmaßnahme soll am 1. April beginnen
       und vier Monate dauern. „Wer mit 60 Litern volltankt, spart 9 Euro“,
       erklärte Premierminister Jean Castex.
       
       Lindner hat nun ganz ähnliche Pläne. Ein „fixer Krisenrabatt“ könnte 30
       oder 40 Cent betragen, hatte er am Montagabend im ZDF gesagt. Er könnte
       schnell und unbürokratisch gewährt werden und würde auch nicht mit den
       strikten EU-Regeln zur Besteuerung in Konflikt geraten. Allerdings ließ der
       deutsche Minister offen, ab wann er den „Krisenrabatt“ oder andere Hilfen
       gewähren will.
       
       ## Die EU legt sich nicht fest
       
       Auch die EU legte sich nicht fest. Die Finanzminister billigten zwar einen
       neuen CO2-Grenzausgleich, der dem Schutz der europäischen Industrie vor
       klimaschädlichen Importen dient. Doch Beschlüsse zu Finanzhilfen für die
       europäische Wirtschaft lassen auf sich warten.
       
       Das liegt daran, dass die EU-Kommission zögert – und die 27 Mitgliedstaaten
       sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Während Deutschland nun
       Frankreich nacheifern und einen Benzinrabatt einführen könnte, fordert
       Österreich eine Senkung der Steuern auf Benzin und Diesel. Belgien
       beschloss am Montag ein Maßnahmenpaket, das jedem Haushalt Einsparungen von
       300 Euro im Jahr sichern soll – unter anderem durch eine niedrigere
       Mehrwertsteuer auf Gas. Die belgische Regelung sieht auch einen Nachlass
       auf Benzin und Diesel von 17,5 Cent pro Liter vor.
       
       Ein einheitlicher, EU-weit abgestimmter Kurs ist nicht in Sicht. Dabei
       leiden Unternehmen und Bürger nicht nur unter den Folgen der russischen
       Invasion in der Ukraine, sondern auch an Nebenwirkungen der westlichen
       Sanktionen.
       
       ## Wichtige Lieferketten betroffen
       
       Diese „Zweitrundeneffekte“ träfen nicht nur Benzin, Öl und Gas, so Lindner,
       sondern auch wichtige Lieferketten für die Industrie. Deshalb stehe er
       einem Energieembargo weiter skeptisch gegenüber. Man müsse nicht nur die
       Wirkung auf Russland bedenken, sondern ebenfalls die Auswirkungen auf
       Deutschland. Man müsse abwägen, wie lange man dies durchhalten könne.
       
       Ob Lindners Vorschlag Realität wird, ist unterdessen weiter offen. Denn
       nachdem am Montag bereits [2][die Grünen deutliche Kritik] daran geäußert
       haben, ging am Dienstag auch die SPD auf Distanz zum Alleingang des
       Finanzministers. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Bundesfinanzminister
       mit uns gemeinsam in Koalition und Regierung einen abgestimmten Vorschlag
       auf die Strecke bringt“, sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Die
       Koalition werde nun gemeinsam ein sozial ausgewogenes Paket schnüren. Vor
       einer möglichen Entlastung beim Benzin müsse geklärt werden, ob es sich bei
       den aktuellen Kraftstoffpreisen nicht um eine Marktmanipulation handele,
       sagte Mützenich.
       
       Auch Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte sehr zurückhaltend auf Lindners
       Vorstoß. Auf die Frage, was er davon halte, erklärte Scholz lediglich,
       notwendig seien Maßnahmen, die die Bürger*innen entlasten und
       sicherstellen, „dass unsere Wirtschaft gut durch diese schwierige Zeit
       kommt“.
       
       Mitarbeit: Malte Kreutzfeldt
       
       15 Mar 2022
       
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