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       # taz.de -- Presserat rügt Bild-Berichterstattung: Schmusezahmer Raubtier-Teppich
       
       > Die Bild betitelte drei Wissenschaftler*innen als „Lockdown-Macher“.
       > Nun rügt der Presserat.
       
   IMG Bild: Im März bekommt die Bild-Zeitung Post vom Tiger, dem zahnlosen Presserat
       
       Wem ist eigentlich der zahnlose Tiger zuerst eingefallen? Gesehen hat so
       ein Tier noch niemand, nicht mal als Bettvorleger. Sogar die
       Teppich-Großkatze, über die Butler James übernächste Woche zu Silvester
       wieder x-mal stolpern wird, zeigt Gebiss. Trotzdem taucht das merkwürdige
       Bild vom zahnlosen Tiger in den Medien immer wieder auf. Dort steht es dann
       neben anderen Floskeln wie dem berühmten Scheideweg, an dem die Nerven
       gerne mal blank liegen.
       
       Gerade stehen Bild und der Wissenschaftsbetrieb genau an diesem Scheideweg.
       Das Blatt hat vorletztes Wochenende drei Wissenschaftler*innen
       höchstpersönlich dafür haftbar gemacht, dass in Sachen Corona auch
       Weihnachten 2021 noch nicht alles wieder plietsch ist. Garniert mit den
       Fotos der renommierten Fachleute lautete die Schlagzeile „Experten-Trio
       schenkt uns Frust zum Fest“.
       
       „Immer neue Corona-Regeln, immer neue Strafen“, empörte sich das Blatt, das
       sonst doch so gerne Sheriff spielt und auf Law and Order pocht. Solche
       Stimmungsmache ist angesichts wachsender [1][fackelziehender
       Gewaltbereitschaft] fatal. Völlig zu Recht haben diverse
       Wissenschaftsorganisationen, andere Medienschaffende und viele
       Politiker*innen Bild massiv kritisiert.
       
       Und natürlich wurde [2][der Deutsche Presserat eingeschaltet], bei dem sich
       jedeR über Verstöße gegen den Pressekodex beschweren kann. Liegt ein
       Verstoß vor, kann der Presserat Rügen aussprechen, die von den betroffenen
       Medien veröffentlicht werden müssen. Der zuständige Beschwerdeausschuss des
       Presserats will in seiner nächsten Sitzung über den Fall sprechen. Weil die
       allerdings erst nächsten März stattfindet, gilt der Presserat jetzt mal
       wieder als zahnloser Tiger. Zumal Bild ja seine Arbeit regelmäßig
       unterläuft.
       
       [3][Die Kolleg*innen von Übermedien, denen der Presserat schon lange zu
       zahm ist, haben eben wieder darauf hingewiesen]. Bild hat einen ganzen
       Schwung Rügen aus dem Jahr 2020 erst diesen Oktober abgedruckt. Der damit
       beabsichtigte Effekt ist damit futsch.
       
       Doch nicht der Presserat ist dafür verantwortlich. Das paritätisch aus
       Verlagschefetagen und Redaktionen besetzte Gremium ist ein ehrenamtliches
       Selbstkontrollorgan und kein fliegendes Schnellgericht. Der klassische
       Rechtsweg steht allen Beteiligten offen. Sie sollten ihn nutzen.
       
       „Boah, wie langweilig!“, meint die Mitbewohnerin: „Ob das auch nur eine
       zahnlose Minka hinterm Ofen vorlockt?“ Vermutlich schon. Denn der lahme
       Tiger ist in diesem Fall Bild, wo [4][der neue Chefredakteur Johannes Boie]
       nahtlos an die Diffamierungskampagnen seines Vorgängers Julian Reichelt
       anschließt. Auch wenn sie bei Bild so tun, als ob dort keine Nerven blank
       liegen. Das war ein sauberes Eigentor. Und nächstes Jahr kommt auch noch
       Post für den Tiger vom Presserat.
       
       17 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gewaltbereite-Netzwerke-im-Osten/!5818688
   DIR [2] https://www.presserat.de/presse-nachrichten-details/verfahren-gegen-bild-zum-artikel-die-lockdown-macher.html
   DIR [3] https://uebermedien.de/66185/deutscher-presserat-ruegt-bild-mehrfach-laesst-sich-jetzt-aber-erstmal-zeit/
   DIR [4] /Springer-stellt-Bild-Chef-Reichelt-frei/!5805560
       
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   DIR Steffen Grimberg
       
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