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       # taz.de -- Maßnahmen gegen Telegram: Hass lässt sich nicht löschen
       
       > Dem Messaging-Dienst Telegram Grenzen aufzuzeigen, ist rechtlich
       > kompliziert. Die Polizei kann Nutzer:innen aber auf die Spur kommen.
       
   IMG Bild: ImpfgegnerInnen vernetzen sich über Telegram zum Impfstreik. Demonstration in Berlin am 11.12.2021
       
       Es gibt sie, die digitalen Verstecke im Internet. Für Kriminelle sind sie
       interessant, für Demokratiefeinde, aber auch für die, die vor autoritären
       Regimen fliehen. Die [1][Plattform Telegram] ist einer dieser Orte. Seit
       Tausende [2][Corona-Leugner:innen, „Querdenker:innen“ und
       Rechtsextreme] dort Umsturzfantasien austauschen und sich zu gewalttätigen
       Fackelmärschen im echten Leben verabreden, ist die Politik aufgescheucht
       und versucht, gegen die Plattform vorzugehen.
       
       Das Problem: Das schwerste Schwert der alten Bundesregierung gegen
       [3][Hasskriminalität im Netz] ist das [4][Netzwerkdurchsetzungsgesetz].
       Formal fällt Telegram nicht unter dieses Gesetz, da die Plattform nicht als
       soziales Netzwerk geführt wird. Wäre dies so, wäre Telegram verpflichtet,
       strafbare Inhalte binnen 24 Stunden zu löschen. Zudem wäre es leichter, den
       Eigentümer mit Firmensitz in Dubai zu belangen.
       
       Die Debatte über den Messengerdienst ist nicht neu. Ein Video des
       [5][Attentäters von Halle im Jahr 2019] kursierte auf Telegram,
       islamistische Terrorgruppen vernetzen sich über die Plattform. Und auch im
       Wirecard-Skandal wurde diskutiert, wie die Plattform eingeschränkt oder
       reguliert werden könnte, da Geldtransfers sowie ein Großteil der
       Kommunikation über Telegram liefen.
       
       Seit Jahren ist die Plattform nicht mehr nur ein Messenger für die
       Individualkommunikation. Passiert ist trotzdem nichts. Auch das
       Geschäftsmodell des Telegram-Gründers Pawel Durow ist hinlänglich bekannt:
       grenzenlose Kommunikation und Vernetzung mit absoluter Wahrung der
       Privatsphäre. Eine Anpassung des Gesetzes oder eine Regulierung auf
       EU-Ebene dürfte Monate, wenn nicht Jahre dauern.
       
       Davon unbenommen können Polizeibehörden fragwürdige Chatverläufe in den
       offenen Gruppen verfolgen und auch ahnden. Etliche Extremisten outen sich
       mit Klarnamen in den Chatgruppen. Die Behörden müssten sie nur finden. Die
       Forderungen nach Sperrungen, nach Verboten und dem sofortigen Ende
       Telegrams sind Ausdruck der Hilflosigkeit politischer Akteur:innen. Der
       Hass wird bleiben, auf der Straße und in neuen digitalen Verstecken.
       
       14 Dec 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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