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       # taz.de -- die dritte meinung: Jeff Bezos und Captain Kirk leisten keinerlei Beitrag zur Bewahrung der Erde, sagt Robert Saar
       
       Captain Kirk war endlich im Weltall. Der 90 Jahre alte William Shatner flog
       auf Einladung Jeff Bezos’ für wenige Minuten in die Atmosphäre. Es bereitet
       Sorgen, dass Milliardäre unverhohlen von der Kolonisierung weiterer
       Planeten sprechen. Jeff Bezos’ Raumfahrtunternehmen Blue Origin lässt
       Privilegierte hoch hinausfliegen. Die Nachrichten überschlugen sich, weil
       Shatner in der Weltraumsaga „Star Trek“ Captain Kirk war und der älteste
       Mensch ist, der je im All schwebte.
       
       Das irritiert. Nicht so sehr, weil Raumfahrttourismus dekadent ist, sondern
       weil dieser Ausflug so bejubelt wird. Shatner rief vor dem Start in die
       Kamera, wie großartig die Idee von Bezos sei, in der Nähe der Erde zu
       leben. Er wolle unbedingt die Erde sehen, aber von einer Perspektive aus,
       von der er sie noch nie gesehen hat: von oben. Auch würde er gerne wissen,
       was notwendig sei, um die Erde zu retten. Wie genau das im All besser als
       hier unten klappt, bleibt sein Geheimnis. Denn es ist möglich, von jeder
       Landschaft ein Foto zu finden, das gilt insbesondere für die Erde selbst.
       Den Zwang, es mit eigenen Augen zu sehen, während Milliarden von Menschen
       vom Klimawandel bedroht sind, verstehe ich nicht. Auch die Idee von Bezos,
       andere Planeten zu bevölkern, ist ziemlich umständlich – immerhin ist die
       Erde ganz in der Nähe, unter unseren Füßen nämlich. Das Schöne daran ist,
       dass auch Leute ohne einen Haufen Geld hier zu Hause sein können. Denn das
       sagt Shatner natürlich nicht, aber es gehört zur Wahrheit: Wenn die Erde
       dann nicht mehr bewohnbar ist und er längst tot, dann wird es sicherlich
       weniger Tickets für Erde 2.0 als Menschen geben.
       
       Ich sehe nicht ein, in den Lobgesang eines 90-Jährigen auf einen Milliardär
       einzustimmen, weil dieser Raumfahrttourismus vorantreibt, anstatt einen
       sinnvollen Beitrag zur Bewahrung des Planeten leisten. Ich will weder 90
       werden noch jemals ins All. Aber ich würde gerne Kinder kriegen, ohne
       abzuwägen, ob diese überhaupt noch einen Planeten zum Leben haben werden.
       Denn das ist die Welt, die uns Männer wie Bezos und Shatner hinterlassen.
       
       20 Oct 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Robert Saar
       
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