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       # taz.de -- Kinder im Bundestagswahlkampf: Das Fass ist übergelaufen
       
       > Im Wahlkampf werden Kinder für TV-Formate instrumentalisiert. Nun
       > bezeichnet man sie als süße Dummchen oder Sprechpuppen der
       > „Hauptstadtjournaille“.
       
   IMG Bild: Politisch muss sich viel ändern, damit nicht noch mehr Fässer bei Eltern überlaufen
       
       Diese Woche habe ich mich nach Feierabend mit Fässern beschäftigt. Genauer:
       Mit „Gefühlsfässern“.
       
       Mit diesem Bild einer begrenzten Kapazität für widrige und belastende Dinge
       wollte eine junge Psychologin uns Siebtklässler-Eltern für die mentale
       Gesundheit unserer Kinder sensibilisieren. Die Schulen haben extra Geld vom
       Bund bekommen, um die psychosozialen Folgeschäden der Coronakrise
       aufzufangen. Das finde ich super. Nur: In meinem Fass befanden sich zum
       Zeitpunkt des Online-Workshops schon zwei, drei Dinge. Und die haben damit
       zu tun, wie Kinder gerade im Wahlkampf instrumentalisiert werden.
       
       Im Privat-TV wurden die elfjährigen Kinderreporter Paulina und Romeo von
       einem Satirejournalisten ins Rennen geschickt, um [1][Armin Laschet]
       einzuheizen, mit unerbittlichen Fragen nach dem Hambacher Forst und
       Hans-Georg Maaßen. Hinterher sah keineR der Beteiligten gut aus. Der
       Kanzlerkandidat muss das aushalten, er kämpft selbst mit schmutzigen
       Methoden, siehe [2][Razzia] in der Geldwäsche-Einheit beim
       Finanzministerium.
       
       Aber wie geht es wohl Paulina und Romeo, die nun wahlweise als süße
       Dummchen oder Sprechpuppen der Hauptstadtjournaille bezeichnet werden? Und
       wie geht es der 15-jährigen FFF-Aktivistin, die man in die
       [3][ARD-„Wahlarena“] einlud, damit sie ihre kämpferischen
       Klimaschutzappelle vorträgt – um sie hinterher als von Radikalinskis
       „dressierte“ Minderjährige zu beschimpfen?
       
       Mein Gefühlsfass lief endgültig über, als der Berliner Senat „2G“
       beschloss. Und zwar explizit ohne Ausnahme für unter 12-Jährige.
       Epidemiologisch könne man nicht verantworten, dass ungeimpfte Kinder
       Restaurants, Sportstadien, Kinos oder Museen betreten. Äh, Folgeschäden?
       Hallo?!
       
       Der Ratschlag der Psychologin, im Fall des „Überschwappens“ langsam bis
       vier zu zählen und zu atmen, war mir in diesem Moment egal. Ich hüpfte
       durch die Wohnung wie Rumpelstilzchen. Schon einen Tag später machte der
       rot-rot-grüne Senat einen Rückzieher. Man habe, sorry!, die Kleinen
       „vergessen“ – was schlicht gelogen war. Ich zähle jetzt langsam bis vier.
       Und dann, Freunde, gehe ich wählen.
       
       18 Sep 2021
       
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