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       # taz.de -- Reaktionen nach dem 1. Mai in Berlin: Kritik und Zuspruch für die Polizei
       
       > Nach der eskalierten 1.-Mai-Demo kritisiert die Oppostion den
       > „Kuschelkurs“ des Senats. Grüne und Linke wollen den Polizeieinsatz
       > aufarbeiten.
       
   IMG Bild: Das Demo-Bündnis warf der Polizei Eskalation vor
       
       Berlin taz | Nach der gewaltsamen Auflösung der Revolutionären 1.-Mai-Demo
       durch die Polizei kam es zu Eskalationen, Stein- und Flaschenwürfen sowie
       brennenden Barrikaden auf der Sonnenallee. Schnell verbreiteten sich Bilder
       davon in den sozialen Medien. Am Ende standen [1][354 Festnahmen und
       zahlreiche Verletzte auf beiden Seiten]. Reaktionen ließen am Tag danach
       nicht lange auf sich warten.
       
       Autonome freuten sich über den größten Zulauf zur Demo seit 10 Jahren und
       sahen die Schuld für die Eskalation klar bei der Polizei. Die Demo sei
       deeskalativ geplant gewesen, was sich mit den [2][Ansagen von
       Redner*innen] und der [3][Mobilisierung deckte]. Abstände gemäß der
       coronabedingten Hygieneregeln seien vor allem schwierig geworden, weil die
       Polizei die Demo gestaucht hätte, wie es in einer [4][Erklärung auf
       Indymedia] hieß: „Sie griffen den anarchistischen und den Interkiezionale
       Block an und trennten beide vom Rest der Demo. Dazu behaupteten sie, dass
       keine Masken getragen wurden – was angesichts der vorbildlichen Vermummung
       wirklich das Letzte ist, was es zu beanstanden gäbe.“
       
       Auch das Demo-Bündnis des Revolutionären 1. Mai wertete die Demo „mit mehr
       als 25.000 Menschen“ als Erfolg: Sprecherin Aicha Jamal sagte in einer noch
       am Abend [5][verschickten Mitteilung]: „Uns ist es gelungen, die Menschen
       in den angrenzenden proletarischen Kiezen anzusprechen und mit ihnen heute
       auf die Straße zu gehen – das ist ein Erfolg!“ Klassenkampf stehe
       angesichts der Coronakrise wieder auf der Tagesordnung, ebenso Wohnungs-
       und Verteilungsfragen. Die Polizeigewalt sei zu verurteilen.
       
       Innensenator [6][Andreas Geisel (SPD)] sah das anders, lobte aber auch
       friedlichen Protest: „Die Normalität waren engagierte Bürgerinnen und
       Bürger. Die Ausschreitungen von gewaltsuchenden Autonomen dürfen die
       friedlichen Demonstrationen nicht diskreditieren.“ Die Polizei habe „die
       Lage den ganzen Tag unter Kontrolle“ gehabt. Man habe Hygieneregeln zum
       Schutz aller durchgesetzt und dafür gesorgt, dass sich die „sehr
       gewalttätigen Ausschreitungen nicht an andere Orte und Nebenstraßen
       ausbreiten“.
       
       ## „Kuschelkurs mit der linken Szene“
       
       Von der Polizeigewerkschaft GdP hieß es, man habe sich angesichts vieler
       Verletzter „von einem friedlichen 1. Mai wieder weiter entfernt haben“, wie
       [7][GdP-Vize Stephan Kelm am Sonntag sagte]. Abgesehen von der Demo am
       Abend sei es allerdings ruhig gewesen. Angesichts der Belastungen für die
       Polizei werde man sich „etwaige arbeitsrechtliche Verstöße genau
       anschauen“.
       
       Der Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, Burkard Dregger, warf Geisel
       trotz des eskalativen Polizeieinsatzes einen „Kuschelkurs mit der linken
       Szene vor“. Die FDP forderte ein beherzteres Zugreifen und von vornherein
       schärfere Auflagen.
       
       Der grüne Innenpolitiker [8][Benedikt Lux twitterte] noch am Abend der
       Ausschreitungen: „Diese massive Gewalt gegen die Polizei ist durch nichts
       zu rechtfertigen.“ Er wünschte den Einsatzkräften eine „besonnene
       Lagebewältigung und möglichst wenig Verletzte.“ Antje Kapek von den Grünen
       verurteilte am Sonntag die Gewalt und darüber hinaus auch
       „[9][Antisemitismus], den einige Demonstant*innen gezeigt haben“. Man
       werde aber auch die Polizeitaktik im Innenausschuss aufarbeiten, so Kapek.
       
       [10][Niklas Schrader] von der Linken kritisierte die Polizeitaktik als
       „nicht gelungen“. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Polizei die Demo
       in engen Abschnitten gekesselt und so die Abstände noch verringert habe.
       Zudem kritisierte er ein voreiliges Eingreifen der Polizei: Bei anderen
       Demos würden Teilnehmer*innen in Bezug auf Hygienevorschriften zunächst
       ermahnt, hier sei die Polizei sofort eingeschritten – das sei eine
       „Ungleichbehandlung“ mit Blick auf die „Querdenken“-Demos.
       
       [11][SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber] sah in den Ausschreitungen einen
       weiteren Anlass, sich in der wissenschaftlich schwer zu haltenden und
       unterkomplexen Hufeisentheorie zu versuchen: „Linksextremisten &
       Rechtsextremisten ist Covid-19 egal. Beide stehen für Hass und Gewalt
       gegenüber Polizeivollzugskraften. Es sind Feinde der Demokratie.“
       
       Der Regierende Bürgermeister Michael Müller bekundete, wütend zu sein über
       verletzte Beamt:innen und wünschte allen Polizist*innen gute
       Besserung. Müller sagte, er habe „kein Verständnis, wenn einige
       Gewaltbereite die angespannte und schwierige Lage ausnutzen und
       Polizistinnen und Polizisten angreifen, zündeln und damit auch viele
       friedlich demonstrierende Menschen gefährden.“
       
       2 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bilanz-des-1-Mai-in-Berlin/!5765128
   DIR [2] /1-Mai-in-Berlin-und-Hamburg/!5769306
   DIR [3] /Walpurgisnacht-und-Tag-der-Arbeit/!5763430
   DIR [4] https://de.indymedia.org/node/147564
   DIR [5] https://1mai.blackblogs.org/?p=1000
   DIR [6] https://www.berlin.de/sen/inneres/presse/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1081283.php
   DIR [7] https://www.gdp.de/gdp/gdpber.nsf/id/DE_Mehr-als-50-verletzte-Kollegen-mehr-als-250-Festnahmen?open&ccm=000
   DIR [8] https://twitter.com/bene_lux/status/1388579740483731456
   DIR [9] https://twitter.com/JFDA_eV/status/1388602725928247300
   DIR [10] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2021/05/1-mai-analyse-tag-der-arbeit-corona-polizeieinsatz-protest.html
   DIR [11] https://twitter.com/TomSchreiberMdA/status/1388582373021949955
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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