# taz.de -- Klimagesetz der EU: Nicht mit CO2-Senken CO2 senken
> Das EU-Klimagesetz klingt zunächst gut. Haken dabei ist, dass künftig
> auch der Klimaeffekt von CO2-Senken angerechnet werden kann.
IMG Bild: Klimaaktivisten dürften vom Klimagesetz der Europäischen Union eher enttäuscht sein
Es ist nicht lange her, da hätte die Klimabewegung gejubelt: Bis 2030 will
die Europäische Union ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent
gegenüber 1990 senken. Bisher lag die Zielmarke nur bei 40 Prozent. Die
überfällige Anhebung ist Teil des [1][neuen europäischen Klimagesetzes],
das die EU nach monatelangen, wahnsinnig zähen Verhandlungen zwischen
Mitgliedstaaten und EU-Parlament endlich zustande gebracht hat.
Die neue Zielmarke entspricht in etwa dem, was viele Klimagruppen vor
vielleicht drei Jahren gefordert haben. Sie ist also gar nicht so übel,
auch wenn mehr drin gewesen wäre. Das EU-Parlament hatte zum Beispiel eine
Reduktion von 60 Prozent im gleichen Zeitraum gefordert. Die Regierungen
sind dem nicht mal ein Prozentpünktchen entgegengekommen. Das macht es
verständlich, dass manche Abgeordnete, vor allem aber die Klimabewegung
empört sind.
Problematischer als der Prozentwert ist aber ein anderer Punkt: Das
Klimaziel kann offiziell erreicht werden, indem man sich als Staat den
Klimaschutzeffekt von [2][CO2-Senken], also natürliche Speicher von
Kohlenstoff wie Wälder und Moore, positiv auf die eigenen Emissionen
anrechnet. Bisher war das nicht möglich. Zum einen führt das dazu, dass das
neue Ziel nicht wirklich um 15 Prozentpunkte besser ist als das alte,
sondern wahrscheinlich nur 12,8.
Das ist der Teil, für den die Staaten wirklich [3][Kohlekraftwerke]
abstellen, [4][Verbrennungsmotoren] abschaffen, die Industrie umstellen und
so weiter. Ein paar Prozentpunkte erledigen dann aber schließlich Bäume und
Co., sie kommen sozusagen geschenkt durch den kleinen Rechentrick. Zum
zweiten ist es aber auch riskant, sich auf CO2-Senken zu verlassen. Sie
sind anfällig für Naturkatastrophen.
Brennt ein Wald ab, schwebt der darin gebundene Kohlenstoff wieder als CO2
in die Atmosphäre. Diese Gefahr nimmt mit dem fortschreitenden Klimawandel
zu. Wer künftig viel von CO2-Senken profitieren will, der sollte sie nicht
missbrauchen, um echten Klimaschutz zu verzögern.
21 Apr 2021
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## AUTOREN
DIR Susanne Schwarz
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