URI:
       # taz.de -- Lieferengpässe bei Konsumartikeln: Ausverkauft in der Weihnachtszeit
       
       > Überfüllte Innenstädte bleiben aus. Trotzdem kommt es zu Engpässen. Die
       > Gründe: Onlinehandel und stockender Nachschub aus China.
       
   IMG Bild: Leere Malls zur Weihnachtszeit – im Onlinehandel hingegen ist vieles ausverkauft
       
       Berlin taz | [1][Die Innenstädte sind leer]. Wegen der Corona-Auflagen
       trauen sich viele Menschen nicht in die Kaufhäuser, Einkaufszentren und
       Geschäfte. Trotzdem klagen Händler*innen über Engpässe. Notebooks,
       Spielekonsolen, aber auch Fahrräder und Sportartikel – keine Ware vorrätig,
       heißt es vielerorts.
       
       Die Nintendo Switch etwa: Obwohl schon seit drei Jahren auf dem Markt, ist
       die Konsole in den meisten Geschäften ausverkauft. Die neue Playstation 5
       von Sony wird es sogar bis weit ins nächste Jahr nicht mehr geben. Überall
       fehle es an Nachschub, bestätigt ein Berliner Verkäufer einer großen
       Elektronikmarktkette. Und das inmitten des [2][Weihnachtsgeschäfts], der
       umsatzstärksten Zeit für den Einzelhandel.
       
       „Dem Onlinehandel geht es zu prächtig“, nennt Nils Seebach als einen Grund.
       Er ist Co-Geschäftsführer von Etribes, einer Beratungsfirma für digitale
       Geschäftsmodelle. Vor der Pandemie habe der Onlinehandel etwa 15 Prozent
       des deutschen Einzelhandels ausgemacht. Jetzt liege er bei über 30 Prozent.
       Und auf einen so raschen Strukturwandel war der Einzelhandel nicht
       vorbereitet.
       
       Denn das Onlinegeschäft unterscheidet sich. Onlinehändler brauchen zentrale
       Lagerstätten, Personal, das die Ware verpackt und verschickt. Präsentation
       und Beratungsgespräche, wie es Konsument*innen aus Geschäften gewohnt sind,
       entfallen hingegen. „Die Leute denken, wenn die Ware in den Geschäften in
       den Regalen stehen, dann ist auch beim Onlineversand ausreichend da“,
       schildert Seebach. „Dem ist aber nicht so.“ Zwar hatten viele Händler im
       Zuge des ersten Shutdowns im Frühjahr ihr Geschäftsmodell auf E-Commerce
       umgestellt oder ausgebaut. „Selbst etablierte Unternehmen wie Douglas oder
       Thalia haben aber nicht damit gerechnet, dass der Kanal sich so schnell
       verändert.“
       
       ## Nachschub aus Fernost stockt
       
       Das größte Problem für die Engpässe im deutschen Weihnachtsgeschäft sind
       aber die überlasteten Transportrouten aus Asien, berichtet das Handelsblatt
       und zitiert Lothar Thoma, Geschäftsführer der Spedition Gebrüder Weiss.
       Allein in Schanghai bleibe derzeit jeder vierte Container stehen. „Einen
       Engpass in dieser Form haben wir noch nie erlebt“, sagt Thoma. „Alle Routen
       sind betroffen.“
       
       Tatsächlich haben Chinas Exporte in den vergangenen Monaten neue
       Höchststände erklommen. Die Ausfuhren legten im November um 21,1 Prozent
       zum Vorjahresmonat zu und damit so stark wie seit fast drei Jahren nicht
       mehr. Selbst Experten rieben sich verwundert die Augen, denn sie hatten nur
       mit einem Plus von 12 Prozent gerechnet China kommt zugute, dass es die
       Coronakrise rasch in den Griff bekam und sowohl seine Industrie als auch
       das gesellschaftliche Leben komplett wieder hochfahren konnte.
       
       ## Ausfuhrrekord in China
       
       Chinas Wirtschaft durchlaufe derzeit eine Sonderkonjunktur, sagt Chefökonom
       Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank: „All die Waren, die von uns
       in Coronazeiten besonders kräftig nachgefragt werden, kommen überwiegend
       aus China.“ In den Frühjahrs- und Sommermonaten waren vor allem
       Schutzmasken, Computer für das Homeoffice und Router für eine bessere
       Internetverbindung „Made in China“ sehr gefragt. Nun kommen auch
       Elektronikprodukte und Konsumartikel dazu. Selbst der Gang in den Baumarkt
       ist nach Angaben des Analysten vielfach mit dem Kauf von chinesischen
       Produkten verbunden: „All dies führt dazu, dass es auf den Weltmeeren
       derzeit an freien Containerkapazitäten mangelt.“
       
       Vor allem in den USA ist die Nachfrage nach chinesischen Konsumgütern groß.
       Chinas Ausfuhren in die USA stiegen um 46,1 Prozent. Insgesamt fuhr die
       Volksrepublik einen Außenhandelsüberschuss in Höhe von 75 Milliarden Dollar
       ein, dem höchsten Wert seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen im Jahr
       1981.
       
       Dabei wollte Trump genau das Gegenteil erreichen, als er vor zweieinhalb
       Jahren den Handelskrieg mit China vom Zaun brach und sich beide
       Volkswirtschaften mehrfach gegenseitig mit Strafzöllen bekämpften. Im Zuge
       der Coronapandemie sind die Abhängigkeiten nun größer denn je.
       
       8 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Weihnachten-und-Corona/!5731118
   DIR [2] /Historiker-ueber-die-Konsumgesellschaft/!5463192
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
       ## TAGS
       
   DIR Online-Shopping
   DIR Onlinehandel
   DIR Konsum
   DIR Einzelhandel
   DIR Online-Shopping
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Wir retten die Welt
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Kolumne Bewegung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Klimaexperte über Vertriebswege: „Onlinehandel ist häufig besser“
       
       Käufe in stationären Läden hätten oft eine schlechtere CO2-Bilanz, sagt
       Umweltexperte Till Zimmermann. Sie verbrauchten pro Produkt mehr Energie.
       
   DIR Coronamaßnahmen in EU-Ländern: Europa kämpft
       
       Corona hat unseren Alltag im Griff. Wie in Deutschland stehen auch in
       anderen EU-Staaten neue Restriktionen an.
       
   DIR Einzelhandel steht vor zweitem Lockdown: Handel droht herber Schlag
       
       Der Einzelhandel warnt vor einem Lockdown im Weihnachtsgeschäft, der
       umsatzstärksten Zeit. Für viele Geschäfte würde es den Ruin bedeuten.
       
   DIR Komakonsum am „Black Friday“: Die Steigerung von Gut: Güter
       
       Der „Black Friday“ ist die Mutter aller Konsumorgien. Die Industrie hält
       uns für Ökosozialschweine ohne Gewissen. Sie könnte damit richtig liegen.
       
   DIR Lebensdauer von elektronischen Geräten: Je länger, desto besser
       
       Black Friday, Weihnachten: Jetzt werden wieder E-Bikes und Smartphones
       gekauft. Eine Studie zeigt: Von Vorteil für Klima und Konto wäre
       Reparierbarkeit.
       
   DIR Anarchistische Proteste gegen Konsum: Solidarität macht erwachsen
       
       Konsum macht Kinder zu Erwachsenen und Erwachsene zu Kindern. Er lenkt ab
       von Missständen, gerade an Weihnachten. Einige Tipps für mehr Solidarität.