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       # taz.de -- Deutsche Spielerinnen im US-Basketball: Amerika, wir kommen!
       
       > Gleich drei deutsche Basketballerinnen drängen in die US-Liga WNBA. Vor
       > allem Satou Sabally werden gute Chancen eingeräumt.
       
   IMG Bild: Perfekter Unterhand-Korbleger: Satou Sabally im Dress der Oregon Ducks
       
       Zu Beginn der Videosession hat [1][Satou Sabally] ein paar Probleme,
       ihre Kamera auszurichten. 26 Journalisten schauen ihr bei einem sogenannten
       Conference Call zu. Sabally sitzt in ihrer Studentenbude in Eugene im
       US-Bundesstaat Oregon, und nach ein paar Minuten läuft eine Kommilitonin
       durchs Bild, doch die Deutsche lässt sich davon nicht irritieren. Sie sagt:
       „Die Entscheidung ist schon ein bisschen riskant, aber ich bin bereit, die
       Herausforderung anzunehmen.“ Sabally wird in der Nacht auf Samstag in die
       heiligen Hallen der WNBA aufgenommen, der Women’s National Basketball
       Association.
       
       Der Draft, also das Ritual der Berufung der besten Nachwuchstalente in den
       erlauchten Kreis der Profispielerinnen, wird wegen der Coronakrise diesmal
       nur online abgewickelt, was die 21-Jährige schade findet, hatte sie sich
       doch extra ein Kleid von Kutula, einer Modemarke aus Los Angeles, bekannt
       für afrikanisches Design, herausgesucht. Die Show muss vertagt werden, aber
       für die paar Journalisten hat sich Sabally trotzdem ein bisschen
       herausgeputzt: Sie trägt ein Oberteil von Kutula im Leoparden-Look. Um
       ihren Hals baumelt eine Kette mit ihrem Vornamen. Die Haare hat sie streng
       zurückgekämmt.
       
       Satou Sabally ist nicht irgendwer in dieser Verteilungslotterie, in der die
       zwölf Teams der WNBA auf Verstärkungen hoffen, nein, die in New York
       geborene und in Berlin aufgewachsene Flügelspielerin steht auf Platz zwei
       der Auswahlliste, vor ihr nur eine Teamkollegin der University of Oregon,
       Sabrina Ionescu. Sabally hat in der vergangenen Saison im Schnitt 16,6
       Punkte erzielt, ihre Korbausbeute und ihre Wurfquoten waren in der
       Vorsaison sogar noch besser, man verspricht sich einiges von der flexiblen
       Spielerin.
       
       „Es bedeutet mir so viel, dabei zu sein, und das auch noch auf
       Draft-Position zwei“, sagt die aufgekratzte Studentin. Stimmen die
       Prognosen des sogenannten „[2][Mock Drafts]“, einer Art Vorschau-Orakel,
       dann steht Sabally künftig für die Dallas Wings auf dem Parkett. Dallas
       würde passen. Dort spielt ihr Freund Jalen Jelks Football, und es ist
       natürlich die Stadt, in der Dirk Nowitzki zum Superstar wurde.
       
       ## Wurzeln in Gambia
       
       Es ist klar, dass die 1,89 Meter große Spielerin mit gambischen Wurzeln
       immer wieder auf den Veteranen mit der Nummer 41 angesprochen wird. „Er ist
       Legende und Inspiration“, sagt sie, „es wäre toll, wenn ich jetzt, da er
       nicht mehr spielt, in seine Fußstapfen treten könnte.“ Vor drei Jahren ist
       Sabally in die USA gegangen, hat ihre Schwester Nyara nachgeholt, die
       ersten Phasen im College-Basketball (Freshman, Sophomore und Junior)
       durchlaufen, verzichtet nun aber auf das letzte Jahr als „Senior“, um in
       ihrer Sehnsuchtsliga zu spielen.
       
       In Zeiten von Corona hält sie sich mit Yoga und Dribblings fit, sie hat eh
       genug zu tun mit einer Jura-Hausarbeit und dem College-Abschluss. „Ich
       möchte auch über den Sport hinaus viel erreichen“, sagt sie in akzentfreiem
       Englisch, „man ist ja zuerst Mensch und dann erst Athlet.“ Wasserman, eine
       große Beratungsagentur, zu deren Klienten Sabally gehört, hätte es nicht
       besser soufflieren können.
       
       Satou Sabally ist nicht allein. Zwei weitere deutsche Basketballerinnen
       haben ihr Glück im WNBA-Draft versucht: Luisa Geiselsöder und Leonie
       Fiebich. Gute Chancen werden vor allem Geiselsöder eingeräumt, die zuletzt
       für die BG Donau-Ries und künftig für den französischen Erstligisten aus
       Landerneau spielen wird.
       
       Geiselsöder könnte in der zweiten Runde auch ihre Rechte für vier Jahre an
       Dallas abtreten, aber wer sich am Ende für sie interessiert, ist der
       20-jährigen Center-Spielerin (1,93 m) eigentlich egal. Sie will es halt mal
       probieren und ist offen für alles. „Ich kämpfe immer für meine Ziele“, sagt
       sie. „Ich glaube zwar schon noch, dass ich gegenüber den richtigen Stars
       unterlegen bin, aber die WNBA ist eine Herausforderung, die ich annehmen
       will.“
       
       Besonders gut ist sie darin, „mit der linken Hand zu finishen“, obwohl sie
       Rechtshänderin ist. Sie sei für ihre Größe auch ziemlich schnell, sagt sie.
       Und pragmatisch ist sie wohl auch. Durch die Corona-Zeit dribbelt sie sich
       vorzugsweise auf dem Gehweg vorm Haus. „Ich wohne ziemlich ländlich“,
       erklärt sie. Dass sich nun gleich drei Deutsche auf den Weg in die USA
       machen wollen, ist recht ungewöhnlich.
       
       In den vergangenen 25 Jahren haben insgesamt nur drei Spielerinnen mit
       deutschem Pass in der WNBA gespielt: Zuletzt Marie Gülich und mit einigem
       zeitlichen Abstand davor Marlies Askamp und Linda Fröhlich. Der deutsche
       Frauenbasketball schleppte sich eher durch die vergangenen zwei Dekaden.
       Nur einmal nahm das A-Team des Deutschen Basketball-Bundes an einer WM teil
       (1998), und nur einmal gewann es eine EM-Medaille (1997, Bronze).
       
       Es wird also Zeit für eine Trendwende. „Da kommt noch einiges aus
       Deutschland“, verspricht Luisa Geiselsöder. Und Satou Sabally glaubt sogar
       an „eine richtig gute Zukunft für den deutschen Basketball“.
       
       17 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://goducks.com/sports/womens-basketball/roster/satou-sabally/8586
   DIR [2] https://www.draftsite.com/wnba/mock-draft/2020/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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