URI:
       # taz.de -- Einigung im Koalitionsausschuss: Corona-Hilfe für die Wirtschaft
       
       > Union und SPD wollen Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtern und
       > staatliche Investitionen erhöhen. Der Ölpreis sinkt auf niedrigsten Stand
       > seit 1991.
       
   IMG Bild: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn trifft zum Koalitionsausschuss am Bundeskanzleramt ein
       
       Berlin afp/taz | Zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der
       [1][Corona-Epidemie] haben sich die Spitzen der Großen Koalition auf
       Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld und eine Verstärkung der
       Investitionen um 12,4 Milliarden Euro bis 2024 geeinigt. Nach mehr als
       siebenstündigen Beratungen erklärte der Koalitionsausschuss in der Nacht
       zum Montag, dass die Sozialversicherungsbeiträge im Fall von Kurzarbeit
       vollständig von der Bundesagentur für Arbeit erstattet werden sollen.
       
       Zudem soll Kurzarbeit schon möglich sein, wenn 10 Prozent der Belegschaft
       davon betroffen sind; bisher liegt dies Quorum bei 30 Prozent.
       Kurzarbeitergeld soll künftig auch von Leiharbeitnehmern bezogen werden
       können. Der Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) soll
       bereits am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden und in der ersten
       Aprilhälfte in Kraft treten. Die diesbezüglichen Verordnungen sollen
       zunächst bis Ende 2020 gelten.
       
       Anders als vielfach erwartet verständigten sich die Koalitionsparteien
       allerdings nicht auf eine vorgezogene Abschaffung des Solidaritätszuschlags
       für die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen. Die Abschaffung ist für
       den 1. Januar 2021 geplant, im Gespräch war ein Vorziehen auf den 1. Juli.
       
       Zu weiteren Unterstützungsmaßnahmen hieß es, die Bundesregierung werde
       Vorschläge für Liquiditätshilfen für Unternehmen unterbreiten, die
       besonders von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sind. Ein Gespräch
       mit den Spitzenverbänden der Deutschen Wirtschaft und den Gewerkschaften
       werde in Kürze stattfinden. Die steuerliche Besserstellung von
       Personengesellschaften wird durch die Einführung einer Option zur
       Körperschaftsteuer ermöglicht.
       
       „Durch die Corona-Krise soll möglichst kein Unternehmen in Deutschland in
       Insolvenz geraten, möglichst kein Arbeitsplatz verloren gehen“, hieß ein in
       eriner schriftlichen Erklärung der Spitzen von Union und SPD. Sie verwiesen
       auf die „bewährten Förderinstrumente“, die den betroffenen Unternehmen zur
       Verfügung stünden. Zugleich versicherten die Koalitionsspitzen, sollte sich
       die Lage verschärfen, „wollen wir schnell und passgenau reagieren können“.
       
       Union und SPD bekräftigten zudem ihr Ziel, weitere Investitionen für mehr
       Wirtschaftswachstum zu tätigen. In der Finanzplanung von 2021 bis 2024
       werden die Investitionen des Bundes um jeweils rund 3 Milliarden Euro
       verstärkt; dies ermögliche „neue Prioritäten“ in Höhe von insgesamt 12,4
       Milliarden Euro.
       
       Unterdessen ist aufgrund der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in
       Verbindung mit fallender Nachfrage und dem Streit zwischen der Opec und
       Russland über eine weitere Drosselung der Ölproduktion der Ölpreis
       abgestürzt: Er fiel am Montagmorgen um mehr als 30 Prozent auf gut 30
       Dollar pro Barrel (159 Liter); das war der größte Preisverfall seit dem
       Golfkrieg 1991. In der Folge stürzten die Aktienkurse an den Börsen in
       Asien und in den Golfstaaten.
       
       ## Börsenkurse fallen stark
       
       Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hatte sich am Freitag
       mit ihren Partnern nicht auf eine Drosselung der Fördermengen einigen
       können, vor allem Russland sperrte sich. Der größte Produzent Saudi-Arabien
       kündigte daraufhin am Sonntag an, den Ölpreis stark zu senken – um bis zu 6
       Dollar pro Barrel für Lieferungen an Asien und um 7 Dollar für Lieferungen
       an die USA. Experten warnten, der Preis pro Barrel könne auf 20 Dollar
       fallen, sollten sich die Opec und Russland nicht einigen.
       
       An den Börsen der Golfstaaten stürzten am Montag die Kurse ab: In Kuwait
       wurde der Handel ausgesetzt, nachdem der Premier Index um 9,5 Prozent
       gefallen war. In Dubai gaben die Kurse um 9,0 Prozent nach, in Abu Dhabi um
       7,1 Prozent. In Asien hatte sich zuvor ein ähnliches Bild gezeigt. In Tokio
       gab der Nikkei-Index um 5,07 Prozent nach, es war der stärkste Fall seit
       Februar 2018. In Australien fielen die Kurse um 7,33 Prozent, das war der
       höchste Fall seit Oktober 2008 in der Finanzkrise. In China reagierte vor
       allem der Index Hang Seng an der Börse in Hongkong, er fiel bei
       Handelsbeginn um fast 4 Prozent. In Schanghai und Shenzhen waren die
       Verluste geringer.
       
       9 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Ölpreis
   DIR Investitionen
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Corona-Folgen für die Politik: Das Virus bremst den Politbetrieb
       
       Wegen der Corona-Krise verschiebt die CDU ihren Bundesparteitag. Auch der
       laufende Betrieb im Bundestag steht unter dem Eindruck der Epidemie.
       
   DIR Kanzlerin zur Corona-Krise: Merkels Solidaritätsaufruf
       
       Bislang hielt sich die Kanzlerin mit Äußerungen zur Corona-Krise zurück.
       Nun meldet sie sich zu Wort – mit einem Appell an alle.
       
   DIR Wirtschaftsschäden durch Virus: Crash nach Corona-Schock
       
       Erst Corona, dann stürzt der Ölpreis ab, dann brechen die Kurse ein. Das
       ist keine Verkettung unglücklicher Umstände, sondern eine Krise der
       Ölbranche.
       
   DIR Wirtschaftsschäden durch Corona: Ab in den Urlaub
       
       Die Corona-Epidemie trifft das ökonomische Herz Italiens. Firmen sollen nun
       verstärkt die Möglichkeit nutzen, ihr Personal in den Urlaub zu schicken.
       
   DIR Konjunkturpaket für Unternehmen: Hilfen für Firmen und Beschäftigte
       
       Der Staat greift den Unternehmen in der Corona-Krise unter die Arme. Unter
       anderem mit Steuererleichterungen und Kurzarbeitergeld.
       
   DIR Corona und die Fußball-Bundesliga: Bangen ums Berliner Derby
       
       Für Berlins Clubs stehen die wichtigsten Spiele der Saison an. Bleiben die
       Stadien trotzdem leer? Sportsenator Geisel ist gegen Pauschalverbote.
       
   DIR Corona in Italien: Wirtschaft ist kein Selbstzweck
       
       Die Quarantäne in Norditalien ist hart für Mensch und Wirtschaft. Dennoch
       ist jede Maßnahme richtig, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 einzudämmen.
       
   DIR Fußball in Zeiten von Corona: Bitte draußen bleiben
       
       Während zahlreiche Veranstaltungen wegen Sars-CoV-2 in Deutschland
       ausfallen, dürfen 400.000 Leute im Stadion saufen, husten und singen.
       Warum?
       
   DIR Wirtschaftsschäden durch Corona: Konjunkturhilfe gegen das Virus
       
       In China brechen die Exporte um mehr als 17 Prozent ein. Aber auch die
       Bundesregierung muss sich nun Gedanken machen, wie sie mit Einbußen umgeht.