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       # taz.de -- Ermordung von Jamal Khashoggi: Der Kronprinz erwog eine „Kugel“
       
       > Mohammed bin Salman soll den Mord an Kashoggi lange vor der Tat geplant
       > haben. Laut „New York Times“ haben US-Geheimdienste den saudischen Prinz
       > abgelauscht.
       
   IMG Bild: Mohammend bin Salman macht eigenmächtig handelnde Agenten für die Tötung Kashoggis verantwortlich
       
       Washington/Genf dpa/afp | Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman soll
       einem Bericht zufolge rund ein Jahr vor dem Tod des regimekritischen
       Journalisten Jamal Khashoggi dessen Ermordung erwogen haben. In einem von
       US-Geheimdiensten abgehörten Gespräch habe er demnach gedroht, er werde
       Khashoggi „mit einer Kugel“ verfolgen, sollte der Journalist nicht ins
       Königreich zurückkehren und seine Kritik an der Regierung einstellen,
       [1][berichtete die New York Times ] am Donnerstagabend.
       
       Der im Exil in den USA lebende Journalist war im vergangenen Oktober im
       saudischen Konsulat in Istanbul [2][von einem aus Riad angereisten
       Spezialkommando ermordet worden]. Schon in den vergangenen Monaten hatten
       Indizien darauf hingewiesen, dass Personen aus dem engsten Umfeld des
       Kronprinzen in die Tötung verwickelt sind. Das Königreich bestreitet, die
       Ermordung des Journalisten angeordnet zu haben, und macht [3][eigenmächtig
       handelnde Agenten] verantwortlich.
       
       Die New York Times beruft sich auf Offizielle, die mit den
       Geheimdienstberichten vertraut seien. Demnach führte der Kronprinz das
       Gespräch mit einem Vertrauten im September 2017. Damals begann Khashoggi,
       Kolumnen für die Washington Post zu schreiben, in denen er scharfe Kritik
       an der saudischen Regierung übte.
       
       Weiter heißt es in dem Bericht, US-Geheimdienste gingen in den vergangenen
       Jahren abgefangene Konversationen des Thronfolgers durch, um die
       Hintergründe der Tat zu ermitteln.
       
       Der New York Times-Bericht erschien just vor Ablauf einer Frist des
       US-Kongresses an die Regierung von Donald Trump. Der Auswärtige Ausschuss
       des Senats hatte der Regierung im Oktober 120 Tage Zeit gegeben,
       Verantwortliche für den Mord zu benennen und gegen diese vorzugehen. Die
       Frist läuft am Freitag aus.
       
       ## Trump schont den Kronprinzen
       
       Die US-Regierung hatte bereits im vergangenen November Sanktionen gegen 17
       aktuelle oder frühere Regierungsmitarbeiter des Königreichs verhängt. Die
       saudiarabische Führung aber blieb unbehelligt. Dagegen machte der Senat im
       Dezember in einer Resolution den mächtigen Kronprinzen „verantwortlich für
       den Mord“ an dem Regierungskritiker. Mohammed bin Salman ist ein enger
       Verbündeter von US-Präsident Donald Trump, der Maßnahmen gegen den Prinzen
       bisher ablehnt.
       
       Die in dem Fall ermittelnde UN-Menschenrechtsexpertin Agnes Callamard hatte
       Saudi-Arabien am Donnerstag vorgeworfen, die Aufklärung des Mordes zu
       behindern. Die saudischen Behörden hätten keine sorgfältige Untersuchung
       des Tatorts ermöglicht, berichtete Callamard.
       
       Die gesammelten Beweismittel zeigten, dass Khashoggi „das Opfer einer
       brutalen und vorsätzlichen Tötung“ gewesen sei, geplant und ausgeführt von
       Vertretern Saudi-Arabiens, teilte Callamard am Donnerstag in Genf mit.
       Callamard war vom 28. Januar bis 3. Februar in der Türkei, um den Fall
       Khashoggi zu untersuchen. Sie will dem UN-Menschenrechtsrat im Juni einen
       ausführlichen Bericht vorlegen.
       
       8 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nytimes.com/2019/02/07/us/politics/khashoggi-mohammed-bin-salman.html
   DIR [2] /Verschwundener-saudischer-Journalist/!5541870
   DIR [3] /Der-Fall-Jamal-Khashoggi/!5562698
       
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