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       # taz.de -- Körpersprache der Politiker in Hessen: Meist trostlos, verkappt wütend
       
       > Die SPDler traurig, Grüne und Linke gut gelaunt, CDUler betroffen – mit
       > ihrer Mimik und Körperhaltung spiegeln Politiker das Hessen-Wahlergebnis.
       
   IMG Bild: Tarek Al-Wazir kondoliert, Thorsten Schäfer-Gümbel bedröppelt, Bouffier grandseigneural
       
       Berlin taz | Der erste, der nach den von ARD und ZDF veröffentlichten
       [1][Prognosen zur Hessenwahl] in die Kameras spricht, ist Helge Braun,
       Hesse, Kanzleramtsminister und CDU. Er ist neben verschiedenen Leuten der
       Grünen, der offen lächelt: Seine Partei hat gerade schwerst verloren, und
       dieser robuste Mann aus Gießen guckt nicht verdrießlich. Der weitere
       Verlauf des Abends gibt ihm recht, und das zeigt er wenige Minuten nach 18
       Uhr auch habituell: mit dem Ausdruck von Zufriedenheit beim Blick aufs
       Gesamtbild. Seine Partei, die von Ministerpräsident Volker Bouffier, wird
       die hessische Regierung weiter führen – Rot-Rot-Grün ist kurz nach Ende des
       Wahlgangs unwahrscheinlich.
       
       Der Rest seiner Partei guckt ernst und angemessen betroffen: Annegret
       Kramp-Karrenbauer in der Berliner CDU-Zentrale etwa. Die Generalsekretärin
       sieht auch nicht so aus, als lüge sie mit ihrer Performance das Publikum an
       – [2][sie muss enttäuscht sein, nicht nur wirken], denn ihre Partei, die
       sich anders als die CSU in Bayern, [3][hatte sich ja in Hessen] nicht von
       Kanzlerin Angela Merkel absetzen wollen.
       
       Gut gelaunt, natürlich, fast jauchzend, die Grünen-Parteichefin Annalena
       Baerbock. Ihre Erscheinung – ein Quell des Optimismus selbst. Auch sie wird
       wissen, dass ohne ihre Partei eine hessische Landesregierung kaum gebildet
       werden kann. Nicht minder erfrischend gut gelaunt die Linkspartei-Chefin in
       Hessen, Janine Wissler, die sich nur zur AfD scharf abgrenzt, aber sich
       fast glücklich zeigt, dass ihrer Partei in einem westdeutschen Flächenland
       locker der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelingen wird.
       
       Und die SPD? Armer Thorsten Schäfer-Gümbel, könnte man sagen. Er hat als
       Spitzenkandidat seiner Partei das schlechteste Ergebnis sie seit mehreren
       Jahrzehnten eingefahren – und die Zahlen, die der ARD-Analyst Jörg
       Schönenborn ihm im TV-Studio unterbreitet, führen auch nicht zu einem
       Nervenzusammenbruch, nicht einem zu einem seine Miene ins Wächserne
       härtenden Ausdruck: Dass das Wahlvolk die SPD – ebenso wenig wie die Union
       – mit Zukunftsthemen verbindet: TSG, wie er parteiintern genannt wird,
       guckt wie einer, dem objektives Unglück, das ihm nicht zuzurechnen sein
       kann, widerfahren ist. Er schaut wie ein Schwerstarbeiter nach täglichen
       Doppelschichten, der die Überstunden nicht entgolten bekommt.
       
       ## Bouffier kann nicht den Söder geben
       
       Volker Bouffier, als amtierender Ministerpräsident, weiß früh, dass er
       grandseigneural zu sein hat – körpersprachlich neigt er ja ohnehin zur
       fiesen Attackigkeit, die etwa der unselige Roland Koch so eigen war: Er
       kann aber nicht den Markus Söder geben, der neulich [4][nach seiner
       Landtagswahl] sehr rasch mit den ersten Hochrechnungen wusste, dass er
       anstandshalber mit den Grünen um eine Koalition sprechen muss, aber sich
       doch der Freien Wähler sicher konnte. Soviel Befriedigung der allerersten
       Machtlüste – alles könnte bleiben, wie es war – kann es in Hessen nur
       schwer geben, wahrscheinlich ist die FDP nötig.
       
       Deren Spitzenmann mit dem Namen René Rock war kameratechnisch neben Janine
       Wissler von den Linken die Überraschung des Abends: Nix Depression und
       Erklärnot wegen GroKo in Berlin, wegen Merkel und Seehofer und überhaupt –
       da war Zuversicht und so etwas wie Lust an demokratischer Zuversicht.
       Stattdessen eine Körpermotorik, die ihn wie einen das Telegene noch nicht
       Gewohnten markierte. Der kann noch was werden, der hat in diesen Zeiten,
       die das sog. Authentische so präferiert, gute Chancen.
       
       Immerhin: Andrea Nahles wie auch ihr Generalsekretär Lars Klingbeil sahen
       nach dieser Hessenwahl nicht wie fleischgewordene Dokumente vom Niedergang
       einer demokratischen Partei aus, zumal die SPD-Chefin nach Hessen und den
       schweren Prozenteinbußen nicht als erschöpftes Wrack vor die Kameras im
       Willy-Brandt-Haus trat. Aber auch sie sah, wie alle Sozialdemokraten, vor
       allem so aus: traurig.
       
       28 Oct 2018
       
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       einstellig.