URI:
       # taz.de -- Urteil im Freital-Prozess erwartet: Neue Härte gegen braune Brandstifter
       
       > Lange konnten rechte Attentäter mit milden Urteilen rechnen – nun
       > verhängt die Justiz harte Strafen. Vielleicht auch im Freital-Prozess.
       
   IMG Bild: Angeklagte im Freital-Prozess
       
       Berlin taz | Auf den Tag genau ein Jahr nach Beginn des Terror-Prozesses
       gegen die rechtsextreme „Gruppe Freital“ wird am Mittwoch vor dem
       Oberlandesgericht Dresden das Urteil gesprochen. Die acht Angeklagten im
       Alter zwischen 20 und 40 Jahren werden für insgesamt fünf 2015 in Freital
       und Dresden verübte Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und
       politische Gegner verantwortlich gemacht.
       
       Die Bundesanwaltschaft hat für die beiden mutmaßlichen Rädelsführer unter
       anderem wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchten
       Mordes Freiheitsstrafen von elf Jahren beziehungsweise zehn Jahren und neun
       Monaten gefordert. Für die anderen sechs Angeklagten plädierte sie auf
       Strafen zwischen fünf und neuneinhalb Jahren.
       
       Sollten die Richter der Strafforderung folgen, würden sie die Liste
       rigoroser Urteile bei Anschlägen auf Asylunterkünfte fortführen. Bereits im
       März 2017 zeigte das Oberlandesgericht München Härte: Es verurteilte die
       vier Anführer der selbsternannten [1][„Oldschool Society“ als Terroristen].
       Die Gruppe habe Anschläge auf Asylunterkünfte geplant und dafür bereits
       illegale Böller beschafft. Laut Gericht fabulierten die Mitglieder von mit
       Nägeln präparierten Sprengsätzen. Bis zu fünf Jahre Haft verhängten die
       Richter.
       
       Dieses Urteil war bereits ein Signal. Anders aber als im Fall Freital war
       die Sachlage bei der „Oldschool Society“ etwas klarer: Die Gruppe war fest
       strukturiert, mit einem Präsidenten, gar einer Kassenwartin. Aber: Eine Tat
       hatte die Clique noch nicht begangen. Ihre Verteidiger wiesen den
       Terrorvorwurf dann auch zurück, sprachen eher von einer „Sauftruppe“. Das
       Gericht aber nahm deren Gewaltphantasien ernst. Und antwortete mit seinem
       Urteil deutlich. So wie vielerorts zuletzt.
       
       Für einen Brandanschlag auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft in
       Salzhemmendorf erhielt ein Trio bis zu acht Jahre Haft. Ebenfalls acht
       Jahre Haft verhängte ein Gericht für die Tat eines NPD-Mannes in Nauen.
       
       ## Zögernde Staatsanwälte
       
       Dabei lavierte auch die Justiz lange, wie mit der Gewalt gegen Flüchtlinge
       und ihre Unterkünfte umzugehen sei. 1031 Straftaten gegen Asylbewerberheime
       zählte das BKA 2015, fast genauso viele im Folgejahr. Etliche Verfahren
       wurden anfangs eingestellt, weil keine Täter ermittelt werden konnten. In
       Altena verschonte die Staatsanwaltschaft zwei Brandstifter vorerst von
       einem Haftbefehl, weil diese nicht rechtsextrem, sondern aus persönlichen
       Motiven gehandelt hätten – aus Angst. Andernorts wurden Täter zu
       überschaubaren Strafen verurteilt. Auch im Fall Freital blieb die
       Staatsanwaltschaft lange passiv. Über Monate zog sich dort die
       Angriffsserie auf Flüchtlinge und Linke. Die Ermittler aber vermochten
       keine Gruppe dahinter erkennen, Polizisten maßen bei Razzien gefundenen
       Reichskriegsflaggen und Rechtsrock-CDs keine Bedeutung zu. Am Ende sollten
       alle Taten einzeln verhandelt werden, an Amtsgerichten. Dann übernahm die
       Bundesanwaltschaft – und legte ihre Terroranklage vor.
       
       Auch in Altena erhielten die Täter letztlich bis zu sechs Jahre Haft. Am
       Mittwoch folgt nun das Urteil im Freital-Prozess. (mit dpa)
       
       7 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5389581
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
       ## TAGS
       
   DIR Freital
   DIR Brandanschlag
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Nauen
   DIR Messer
   DIR Gruppe Freital
   DIR Gruppe Freital
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Islamfeindlichkeit
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Ausstellung
   DIR Dresden
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Prozess Brandanschlag in Nauen: Gericht hebt Urteil gegen Neonazi auf
       
       Wegen eines Anschlags auf eine Asylbewerberunterkunft wurde ein
       NPD-Politiker zu neun Jahren Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof
       entschied nun dagegen.
       
   DIR Urteil im Altena-Prozess: Bewährungsstrafe für Attentäter
       
       Der Mann, der den Bürgermeister von Altena mit einem Messer angriff, muss
       nicht ins Gefängnis. Die Richter verhängten eine Bewährungsstrafe.
       
   DIR Nach dem Urteil gegen „Gruppe Freital“: Von wegen Bagatellen
       
       Am Mittwoch verurteilte ein Gericht die acht Angeklagten als rechte
       Terroristen. Was hat sich seit dem Prozess in Freital geändert?
       
   DIR Kommentar Urteil im Freital-Prozess: Genau richtig
       
       Rechter Terror: Schon zuletzt sprachen Gerichte hohe Haftstrafen für
       Anschläge aus. Nun setzt der Staat mit seinem Terrorismusurteil ein
       Zeichen.
       
   DIR Urteil für Gruppe Freital: Sie sind alle Paragraf 129a
       
       Nach einer Gewaltserie gegen Geflüchtete im sächsischen Freital werden acht
       Angeklagte als terroristische Gruppe verurteilt.
       
   DIR Islamfeindliche Übergriffe: Von „scheiß Mussel“ bis „Ungeziefer“
       
       In Bremen gab es einen Anschlag auf die Fatih-Moschee, die schon 2017
       geschändet wurde. Doch die Dunkelziffer bei islamfeindlichen Delikten ist
       hoch.
       
   DIR Prozess um Brandanschlag: Saufen, grillen, abfackeln
       
       Fast sechs Jahre nach einem rassistisch motivierten Brandanschlag in
       Woltmershausen beginnt nun der Prozess – er endet wohl mit einer
       Bewährungsstrafe.
       
   DIR Ausstellungen über Rechtsextremismus: Der lange Atem der Neonazis
       
       Eine Ausstellung in München belichtet die Geschichte des Antisemitismus,
       rechter Anschläge und Vereine in der BRD von 1945 bis Pegida.
       
   DIR Prozess um Moscheeanschlag in Dresden: Angeklagter legt Geständnis ab
       
       Nino K. räumt ein, vor der Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2016
       Sprengvorrichtungen vor einer Moschee abgestellt zu haben. War es
       versuchter Mord?