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       # taz.de -- Keine Gnade mehr für Oskar Gröning: Ex-SS-Mann ist gestorben
       
       > Für seine Taten in Auschwitz wurde Oskar Gröning zu vier Jahren Haft
       > verurteilt. Bevor über ein Gnadengesuch entschieden werden konnte, starb
       > der 96-Jährige.
       
   IMG Bild: Bereute seine Taten zuletzt: Der ehemalige SS-Unteroffizier Oskar Gröning ist tot
       
       Hamburg taz | Über das Gnadengesuch des als „Buchhalter von Auschwitz“
       bekannt gewordenen Oskar Gröning muss nun nicht mehr entschieden werden.
       Das wollte die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza (CDU)
       eigentlich nächste Woche tun, aber der ehemalige SS-Unterscharführer
       Gröning, der wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen zu vier Jahren Haft
       verurteilt wurde, ist im Alter von 96 Jahren in einem Krankenhaus
       gestorben. Das teilte sein Anwalt Thomas Walther am Montag mit.
       
       „Zu dem Tod der Opfer von Auschwitz gesellt sich der Tod als Teil des
       Lebens nach strafrechtlicher Verurteilung“, sagte Walther, der Gröning im
       Verfahren gegen 31 Nebenkläger vertreten hatte.
       
       Mit seinem Urteil gegen den Ex-SS-Mann schrieb das Lüneburger Landgericht
       in dem provisorischen Gerichtsraum des Rittersaals „Rechtsgeschichte“, wie
       Walther es formulierte. Denn Gröning hatte keines seiner Opfer erschossen,
       er verwaltete aber den Besitz der Toten von Auschwitz.
       
       Vor Gericht saß 2015 kein unbelehrbarer Alt-Nazi – verbittert oder erzürnt
       über die Anklage, keiner, an dem die Vorwürfe abprallten. Im Gegenteil:
       Gröning hörte den Schilderungen der damals 84-jährigen Irene Weiss zu. Und
       nicht nur beim Publikum fielen Geschichte und Gegenwart ineinander, als die
       Auschwitz-Überlebende Weiss sich selbst auf einem Bild von der Ankunft
       jüdischer Ungarn am 26. Mai 1944 an der Rampe in Auschwitz erkannte, ein
       Mädchen mit hellem Mantel und großem Tuch. Auf einer weiteren Aufnahme
       erkannte sie ihre Mutter und ihre Brüder vor einer der Gaskammern.
       
       ## Langes Schweigen
       
       Lange schwieg Gröning im Gerichtssaal. „Mir ist bewusst, dass ich mich
       durch meine Tätigkeit in der Häftlingsgeldverwaltung am Holocaust
       mitschuldig gemacht habe, mag mein Anteil auch klein gewesen sein“, ließ er
       gegen Ende des Verfahrens seinen Rechtsbeistand erklären.
       
       „Wenn ich unmittelbar mit diesen Morden nicht zu tun hatte, habe ich mit
       meiner Tätigkeit dazu beigetragen, dass das Lager Auschwitz funktionierte.
       Dies ist mir heute bewusst. Auschwitz war ein Ort, an dem man nicht
       mitmachen durfte.“ Und: „Ich bereue aufrichtig, dass ich diese Erkenntnis
       nicht viel früher und konsequenter umgesetzt habe“, sagte er am Ende des
       Verfahrens. „Es tut mir ausdrücklich leid.“ Um Vergebung wollte er die
       Opfer angesichts der Dimension nicht bitten. „Um Vergebung kann ich nur
       meinen Herrgott bitten.“
       
       17 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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