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       # taz.de -- Kommentar EU-Parlamentsvize abgesetzt: Ein gutes Signal aus Straßburg
       
       > Die EU-Parlamentarier verteidigen, wenn es hart auf hart kommt,
       > tatsächlich die die gemeinsamen Werte der Europäischen Union. Prima!
       
   IMG Bild: Und Tschüs! Ryszard Czarnecki
       
       Die Würde des Menschen ist unantastbar. So steht es in der Charta der
       Grundrechte der Europäischen Union. Jeder weiß, dass die EU neben der
       politischen und wirtschaftlichen Union vor allem eine Wertegemeinschaft
       ist. Doch was heißt das im Alltag? Haben die europäischen Werte tatsächlich
       Relevanz? Bekennen sich die EU-Parlamentarier zu diesen Werten, wenn es
       hart auf hart kommt?
       
       Ja, sie tun es! In dieser Woche erlebte das Europäische Parlament eine
       Sternstunde seiner Geschichte: Mit großer Mehrheit verteidigten die
       EU-Abgeordneten ihre polnische Kollegin Roza Thun gegen den infamen Vorwurf
       der Nazi-Kollaboration, nur weil sie dem deutsch-französischen Kulturkanal
       ARTE ein Interview gegeben hatte.
       
       Ryszard Czarnecki, einer der 14 Vize-Vorsitzenden des Europäischen
       Parlaments, verhöhnte mit seiner gewollten Beleidigung der polnischen
       Oppositionellen, der er eine Szmalcownik-Tradition – also
       Judenverräter-Tradition – zuschrieb, nicht nur diejenigen Juden, die im
       zweiten Weltkrieg Opfer der Nazi-Kollaboration wurden, sondern auch die
       ganze polnische Nation.
       
       Dabei hatte es im deutsch besetzten Polen erbitterten Widerstand gegen die
       Nazis gegeben. Zahlreiche christliche Polen riskierten ihr Leben, um Juden
       vor dem sicheren Tod zu retten. Auch wenn es Szmalcowniks gab, die Juden
       erpressten oder an die Nazis auslieferten, so kann doch keineswegs von
       einer polnischen Tradition des Judenverrats die Rede sein.
       
       Da Czarnecki die Beleidigung nicht zurücknehmen wollte, setzten die
       EU-Parlamentarier den Vize-Vorsitzenden [1][mit 447 gegen 196 Stimmen ab].
       Czarnecki habe sich – so heißt die offizielle Begründung – „eine schwere
       Verfehlung“ zuschulden kommen lassen, als er Roza Thun „auf eine Stufe mit
       polnischen Nazi-Kollaborateuren während des Zweiten Weltkriegs“ stellte.
       Czarnecki wird weiterhin Mitglied des Europäischen Parlaments bleiben, aber
       das Parlament künftig weder im Namen seines Präsidenten vertreten noch die
       Plenardebatten leiten.
       
       Dieses klare Signal des Europäischen Parlaments kam in Polen gut an, gerade
       auch weil Czarnecki und seine Parteifreunde an ihren Schmalzownik-Vorwüfen
       festhalten und die Entscheidung der EU-Parlamentarier „undemokratisch“
       nennen. Viele sind froh, dass auf die Abgeordneten in Straßburg Verlass
       ist. Wenn es hart auf hart kommt, verteidigen sie tatsächlich die
       gemeinsamen Werte der Europäischen Union. Das ist sehr gut!
       
       8 Feb 2018
       
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