URI:
       # taz.de -- Proteste im Hambacher Forst: Sprühte die Polizei ohne Anlass?
       
       > Die Polizei sagt, sie habe Pfefferspray gegen Steinewerfer im Hambacher
       > Forst eingesetzt. Videos von den Szenen zeigen aber keine Steinwürfe.
       
   IMG Bild: „Menschen auf Distanz zu halten“: Die Polizei versprüht im Hambacher Forst Pfefferspray
       
       Berlin taz | Bei den ersten Protesten im Hambacher Forst hat die Polizei
       massiv Pfefferspray gegen friedliche Demonstrierende eingesetzt. Das
       [1][zeigen] [2][Videos], die am Montag im Netz verbreitet wurden.
       
       Zu Rodungsbeginn hatten Umwelt-Aktivist*Innen versucht den Energiekonzern
       RWE zu stoppen, der jährlich Teile des 12.000 Jahre alten Waldes für den
       Braunkohleabbau abholzen darf. Zu dem Zweck wollten die Besetzer*Innen, die
       seit 2012 in dem Wald leben, in das Rodungsgebiet eindringen, was die
       Polizei durch den Einsatz von Pfefferspray zu verhindern versuchte.
       
       Das zeigen auch die Videos. Aus etwa zwei Meter Entfernung sprühen
       Polizist*Innen Pfefferspray auf friedliche Demonstrierende. Diese hätten
       zuvor mit Steine geworfen, lautet die Begründung im Nachhinein. In den
       Videos fliegt kein Stein. Aber wie es zu dem Einsatz kam, zeigen die Videos
       auch nicht.
       
       Nadine Welp, Sprecherin der Polizei Aachen, erklärte, die Polizei habe die
       Aktivist*Innen im Vorfeld vor dem Einsatz von Pfefferspray gewarnt. Auch
       habe es sich bei der Situation nicht mehr um eine friedliche Demonstration,
       sondern um Hausfriedensbruch gehandelt. Der Bereich sei klar als
       Sperrgebiet gekennzeichnet gewesen.
       
       Nira, Sprecher der Besetzerszene, der seinen vollen Namen nicht
       veröffentlichen will, konnte den Steinwurf-Vorwurf nicht bestätigen. „Wenn
       es zu Steinwürfen gekommen sein sollte, dann muss das etwas abseits
       geschehen sein“, sagte er zur taz. Die Gruppe der Demonstrierenden sei sehr
       heterogen, was die Akzeptanz von Gewalt angehe. Besonders Sachbeschädigung
       würde von vielen als legitimer Widerstand betrachtet.
       
       Allerdings könnte es auch zu Steinwürfen gegen schwer gepanzerte
       Polizeibeamten kommen. „Das dient dem Selbstschutz. Niemand wirft Steine
       mit der Absicht Menschen zu verletzten“, sagt Nira zu den Vorwürfen der
       Polizei. Bei der dicken Panzerung der Beamten könne seiner Einschätzung
       nach wenig passieren. Auch nach Aussage der Polizei Sprecherin kam es zu
       keinerlei Verletzungen.
       
       ## Verteidigung mit Steinwürfen und Pfefferspray?
       
       Verteidigen wollen sich die Demonstrierenden vor allem gegen den Einsatz
       von Pfefferspray. Auf Seiten der Aktivist*Innen kam es am Montag zwar
       ebenfalls zu keinen ernsthaften Verletzungen, „aber das Zeug tut natürlich
       trotzdem weh“, meint Nira. „Zum Glück ist Winter und die Leute haben viele
       Klamotten an“, fügt er hinzu.
       
       Allerdings hätten einige das Spray auch im Gesicht abbekommen. Sprecherin
       Welp erklärt: „Wir nutzen das Spray auch um Menschen auf Distanz zu
       halten“. Die Polizei hätte den Auftrag Leben zu schützen und ein Eindringen
       in den Rodungsbereich sei lebensbedrohlich.
       
       Eine Demonstrantin ließ sich am Dienstagmorgen trotzdem nicht davon
       aufhalten und besetzte einen Baum im Gefährdungsbereich. Nach Gesprächen
       mit der Polizei sei sie nach einiger Zeit allerdings freiwillig wieder
       herunter geklettert. „Wir setzten auf Dialog und Deeskalation“, beschreibt
       Welp die Strategie der Polizei. Dies sei ein erfolgreiches Beispiel.
       
       Im besetzten Teil des Waldes sei die Polizei, nach Angaben der
       Besetzer*Innen, hingegen etwas offensiver vorgegangen als am Montag. „Heute
       morgen drang die Polizei mit Hundertschaften in den Wald ein um hier
       Barrikaden zu räumen“, berichtet Nira. Der Nachmittag blieb bisher trotzdem
       friedlich. Auch im weiteren Verlauf der Woche planen die Umwelt
       Aktivist*Innen friedlichen Widerstand in und um den Wald herum.
       
       28 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://vimeo.com/244702520
   DIR [2] https://youtu.be/21nFw3s1uLU
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Dörrie
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
   DIR Braunkohle
   DIR Aktivismus
   DIR Umweltschutz
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
   DIR Schwerpunkt Hambacher Forst
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Proteste im Hambacher Forst: Prozess gegen Kohlegegner gestoppt
       
       Nach sieben Wochen U-Haft: Aktivisten des Hambacher Forsts kommen frei. Der
       Prozessauftakt scheitert wegen Schlamperei der Behörden.
       
   DIR Rodungsstart im Hambacher Forst: Die ersten Bäume fallen
       
       Besetzer*Innen wollen den Energiekonzern RWE an der Abholzung des 12.000
       Jahre alten Waldes im Rheinischen Braunkohlerevier hindern.
       
   DIR Kommentar Braunkohle-Proteste: Ihr seid Helden
       
       RWE lässt die Waldbesetzer im Hambacher Forst aus ihren Baumhäusern zerren.
       Warum die ÖkokämpferInnen trotzdem siegen werden.
       
   DIR Gerichtsurteil nach BUND-Klage: Hambacher Forst vor Räumung
       
       Der Hambacher Forst darf gerodet werden, um darunter nach Kohle zu graben.
       Das entschied das Kölner Verwaltungsgericht.
       
   DIR Aktivistin über Hambacher Forst: „Wir bunkern Essen im Baumhaus“
       
       Eine Aktivistin erklärt, wie sich der Hambacher Forst auf die Räumung
       vorbereitet. Doch auch danach soll der Widerstand gegen RWE nicht enden.