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       # taz.de -- Reisepässe aus Asien unter Verdacht: Erfurt sieht lauter Fälschungen
       
       > Eine übergroße Skepsis der Stadtverwaltung Erfurt hat das Zeug,
       > diplomatische Spannungen zwischen Vietnam und Deutschland auszulösen.
       
   IMG Bild: Erfurt, Heimatstadt von Björn das Brot und besonders misstrauischer Ausländerbehörden
       
       Das vietnamesische Ehepaar N. lebt seit fast 20 Jahren in Thüringen. Vom
       vietnamesischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main hat es neue Reisepässe
       bekommen. Im Bürgeramt von Erfurt wollten beide ihre Aufenthaltstitel
       eintragen lassen. Doch stattdessen zog das Amt die Pässe ein und leitete
       sie an das Landeskriminalamt weiter. Begründung: Die Pässe hätten
       Fälschungsmerkmale aufgewiesen.
       
       Familie N. wandte sich daraufhin an eine vietnamesische Onlinezeitung in
       Berlin. Die fand knapp zehn Erfurter Vietnamesen, denen es seit September
       diesen Jahres ebenso ergangen war. Auch der neu beantragte Pass eines
       Mannes, der nach erstem Passentzug einen neuen ausstellen ließ, wurde wegen
       Fälschungsverdachts eingezogen.
       
       Der Erfurter Stadtsprecher Henry Köhlert bestätigt die Verdachtsfälle. „Das
       betrifft allerdings nicht nur vietnamesische Staatsbürger. Wir haben in
       Pässen zahlreicher Staaten Fälschungsmerkmale gefunden.“ So auch aus
       Aserbaidschan und Kasachstan. „Wir sind verpflichtet, alle neuen Pässe mit
       einem Gerät auf Echtheit zu prüfen. Piept das Gerät, haben wir keine Wahl:
       Die Pässe gehen an die Polizei zur Prüfung.“ Doch um wie viele Fälle
       handelt es sich? Haben die polizeilichen Prüfungen die Fälschungen
       bestätigt oder war es Fehlalarm? Und könnten vielleicht technische Mängel
       an dem bürokratischen Irrsinn schuld sein? Der Stadtsprecher weicht aus.
       „Ich bemühe mich. Aber der Amtsleiter ist im Urlaub“, so Henry Köhlert.
       
       Vieles spricht dafür, dass die Passfälschungen ausschließlich in Erfurt
       vermutet werden. Das Landeskriminalamt Thüringen sagte der taz, es sei nur
       im Auftrag der Stadt Erfurt in der Sache tätig. Stichprobenartige
       Nachfragen in Berlin und Niedersachsen ergaben: Dort kennt man das Problem
       nicht. Der Generalkonsul der Sozialistischen Republik Vietnam in Frankfurt,
       Nguyen Hong Linh, hat eine Erklärung: „Die deutsch-vietnamesischen
       Beziehungen haben sich seit dem Vorfall Trinh Xuan Thanh verschlechtert“,
       sagt er in einer Videobotschaft an seine Landsleute. Mit dem „Vorfall Trinh
       Xuan Thanh“ meint er die Entführung des Expolitikers durch den
       vietnamesischen Geheimdienst aus Berlin nach Hanoi, ohne freilich von
       „Entführung“ und „Geheimdienst“ zu sprechen. Und wenn die Beziehungen
       schlechter werden, so der Generalkonsul weiter, werden deutsche Behörden
       eben pingelig. So auch in der Frage, wer den Pass ausstellen darf.
       
       Laut deutsch-vietnamesischem Vertrag von 2013 sei das für Vietnamesen in
       Thüringen tatsächlich die Botschaft in Berlin, nicht das Generalkonsulat in
       Frankfurt. In der Praxis hat das Konsulat aber Pässe ausgestellt, auch der
       kürzeren Wege wegen, besonders bei Anfahrt aus Thüringen. Bislang hatten
       Deutsche Behörden gegen diese Praxis keine Einwände. Bis zum „Vorfall Trinh
       Xuan Thanh“. „Aber unsere Pässe sind alle echt“, so der Generalkonsul.
       
       Stadtsprecher Henry Köhlert sagte dazu: „Wir machen hier keine
       Außenpolitik. Mit der Entführung in Berlin hat das nichts zu tun.“ Warum
       der Scanner piept, kann er sich nicht erklären.
       
       30 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
       ## TAGS
       
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