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       # taz.de -- Paris reizt im Glyphosat-Streit: Agrarlobby gegen Verbot
       
       > Frankreich will prüfen, wie das Pestizid ersetzt werden kann – auch wenn
       > die EU das Mittel weiter zulässt. Das gibt Streit mit den Bauern.
       
   IMG Bild: Ein Bett im Kornfeld auf dem Champs-Élysées: Protest der französischen Bauern
       
       Paris taz | Frankreich macht Druck in der Diskussion über das umstrittene
       Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Regierungssprecher Christophe Castaner
       hatte am Montagmorgen angekündigt, dass Paris den Einsatz von Glyphosat bis
       spätestens 2022 verbieten werde – auch wenn die Europäische Union das
       Pestizid noch weiter zulassen will. Später ruderte Castaner im Gespräch mit
       der Nachrichtenagentur AFP zurück: Man wolle in den kommenden fünf Jahren
       entscheidende Fortschritte in der Suche nach Alternativen für den Wirkstoff
       machen. Einen konkreten Zeitpunkt für den Ausstieg nannte Castaner nun
       nicht mehr.
       
       Die Zulassung für Glyphosat läuft Ende des Jahres aus. Das Pestizid ist
       hoch umstritten: Während das Internationale Krebsforschungszentrum die
       Chemikalie als „wahrscheinlich“ krebserregend einstuft, hält die
       EU-Chemieagentur ECHA ein solches Risiko für „unwahrscheinlich“. Die
       EU-Kommission will die Zulassung um zehn Jahre verlängern. Die französische
       Regierung hatte bereits im Juli angekündigt, sich dagegen zu stemmen.
       
       Maßgeblich beteiligt an diesem Entschluss war der neue Klima- und
       Umweltminister Nicolas Hulot. Der prominente ehemalige
       Umwelt-Fernsehjournalist sagte erst kürzlich, dass ein weiteres Abwarten in
       Sachen Glyphosat angesichts der Gefahren geradezu kriminell wäre. „Wir
       werden uns vor der Justiz und der Geschichte verantworten müssen“, sagte er
       zu den Argumenten der Landwirte, die geltend machen, für eine Umstellung
       auf kostengünstige Alternativprodukte mehr Zeit zu brauchen.
       
       Persönlich teilte er am Freitag erst ein paar Hundert auf der Avenue des
       Champs-Élysées demonstrierenden Landwirten mit, dass das notwendige Verbot
       nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfe, nur weil es „kompliziert“
       sei, sich umzustellen.
       
       Die starke Agrarlobby in Frankreich pocht aber auch auf drohende
       Wettbewerbsnachteile. Falls nämlich die französischen Landwirte im
       Unterschied zu ihren europäischen Konkurrenten keine
       Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat mehr einsetzen dürften, könnte sie
       das tatsächlich benachteiligen. Denn bisher können sie nicht auf ähnlich
       billige Produkte zurückgreifen.
       
       Die französischen Landwirte wollen jedenfalls nicht hinnehmen, dass
       Frankreich gegen die Verlängerung auf EU-Ebene stimmt. Es komme „gar nicht
       Frage, dass, wenn die EU ja sagt, Frankreich nein sagt“, erklärte die
       Präsidentin des Bauernverbands FNSEA, Christiane Lambert, am Montag.
       
       Noch vor Ende des Jahres will Premierminister Edouard Philippe von seinem
       Landwirtschaftsminister einen Aktionsplan mit Vorschlägen sehen, womit
       Glyphosat-Produkte wie das von Monsanto produzierte „Roundup“ in der
       Landwirtschaft bis 2022 ersetzt werden können. Für Skeptiker sieht dieses
       Vorgehen verdächtig nach einem Hintertürchen aus, das es erlauben könnte,
       den Termin mit Vorwänden hinauszuschieben – ähnlich wie bei der mehrfach
       versprochenen Stilllegung der ältesten AKWs.
       
       25 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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