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       # taz.de -- Rechtsruck bei Lokalwahlen in Brasilien: Schwulenhasser wird Bürgermeister
       
       > Künftig führt ein evangelikaler Ex-Pastor die Geschicke von Rio de
       > Janeiro – für Experten ein Zeichen für das Wiederaufkommen des
       > Sozialkonservatismus.
       
   IMG Bild: Marcelo Crivella, der neue Bürgermeister von Rio de Janeiro
       
       Rio de Janeiro ap | Ein evangelikaler Ex-Pastor wird Bürgermeister von
       Brasiliens zweitgrößter Stadt Rio de Janeiro. Der Gospelsänger und Senator
       Marcelo Crivella setzte sich in einer Stichwahl klar gegen seinen
       sozialistischen Rivalen Marcelo Freixo durch, wie die Wahlbehörde
       mitteilte. Demnach entfielen auf Crivella 59 Prozent der Stimmen, auf
       Freixo 41 Prozent.
       
       Rio de Janeiro war eine von insgesamt 57 Städten in Brasilien, in denen am
       Sonntag kommunale Stichwahlen stattfanden. Die Arbeiterpartei PT der
       kürzlich abgesetzten Präsidentin Dilma Rousseff konnte bei den Stichwahlen
       kein einziges Rathaus für sich entscheiden, wie die Zeitung O Globo in
       ihrer Onlineausgabe berichtete. Zumeist setzten sich konservative
       Kandidaten durch. Die liberalkonservative PSDB setzte sich bei 14
       Stichwahlen durch. Damit regiert die Partei von Außenminister José Serra in
       28 Städten, die mehr als 200.000 Einwohner haben.
       
       Crivella hatte sich schon bei früheren Rennen um Bürgermeister- und
       Gouverneursposten zur Wahl gestellt, war jedoch gescheitert. Zuletzt sahen
       Umfragen ihn jedoch als klaren Favoriten der Cariocas, wie die Einwohner
       von Rio genannt werden.
       
       „Ich bete zu Gott, dass mein öffentliches Leben, so steinig es auch gewesen
       sein mag, allen Cariocas lehren kann, dass unsere Zeit immer dann kommt,
       wenn wir nicht aufgeben“, erklärte Crivella am Sonntag vor Anhängern.
       
       Der 59-Jährige ist der Neffe von Edir Macedo, einem Unternehmer und Gründer
       der Freikirche Igreja Universal do Reino de Deus. Sie gilt als die größte
       Kirche innerhalb der Pfingstbewegung in Brasilien. Obwohl das Land noch
       immer den größten Anteil der Katholiken weltweit hat, bekommt die
       evangelikale Szene dort immer mehr Zulauf: Einer von fünf Einwohnern des
       200-Millionen-Einwohnerlands gehört der Bewegung inzwischen an.
       
       ## Unreine Geister
       
       Der für religiöse Popsongs auf YouTube bekannte Crivella zog mit harschen
       Aussagen über Homosexuelle, Katholiken sowie Anhänger von animistischen
       Religionen aus Afrika allerdings viel Unmut auf sich. In einem Buch, das er
       nach einem Missionseinsatz in Afrika schrieb, heißt es etwa, Schwule seien
       Opfer eines „schrecklichen Übels“, die Römisch-Katholische Kirche „lehrt
       dämonische Doktrinen“ und der Hinduismus und afrikanische Religionen
       beherbergten „unreine Geister.“
       
       Den Triumph Crivellas in der für freizügige Strandkultur und quirlige
       Karnevalsparaden bekannten Metropole am Zuckerhut werteten Beobachter als
       Ausdruck einer zunehmenden Hinwendung zum Konservatismus. Gegen die
       etablierten linksgerichteten Parteien richtet sich inmitten der schlimmsten
       Rezession seit Jahrzehnten hingegen ein weit verbreiteter Unmut. Nach der
       Amtsenthebung von Dilma Rousseff als Präsidentin Ende August hatte die
       sozialistische Arbeiterpartei nach 13 Jahren in der Verantwortung den
       Machtverlust hinnehmen müssen.
       
       31 Oct 2016
       
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