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       # taz.de -- Absetzung der Präsidentin in Brasilien: Rousseff hat keine Chance mehr
       
       > Das Verfahren zur Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff geht in
       > die letzte Phase. Sie scheitert an korrupten Politikern.
       
   IMG Bild: Vergeblich wehrte sich Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff gegen die Vielzahl der Intrigen und Intriganten
       
       Rio taz | Wenn kein Wunder geschieht, wird Brasiliens Präsidentin Dilma
       Rousseff kommende Woche abgesetzt. Auf dem Spiel steht nicht nur die recht
       erfolgreiche Regierungspolitik der Arbeiterpartei PT, sondern auch die
       wichtigste Stütze des Linksrucks in Lateinamerika seit der
       Jahrtausendwende.
       
       Am Donnerstag beginnt im Senat die entscheidende Phase des
       Amtsenthebungsverfahrens gegen die erste Frau im höchsten Staatsamt
       Brasiliens. Es handelt sich um eine Art Gerichtsprozess unter dem Vorsitz
       des Obersten Richters Ricardo Lewandowski, bei dem Zeugen gehört und
       Plädoyers gehalten werden. Am Montag wird die Angeklagte selbst zu Wort
       kommen. Spätestens am Mittwoch soll das Urteil in Form einer Abstimmung
       gefällt werden.
       
       Richten werden allerdings die 81 Senatoren, von denen eine
       Zweidrittelmehrheit überzeugt sein muss, dass sich Rousseff eines
       Verbrechens schuldig gemacht hat. Der Vorwurf: Sie soll am Kongress vorbei
       Kredite bewilligt und Zahlungen an staatliche Banken verzögert haben, um
       die angespannte Haushaltslage zu vertuschen. Es sind Haushaltstricks, die
       in Brasilien gang und gäbe sind und als solche auch nicht bestritten
       werden.
       
       Die entscheidende Frage aber ist, ob es sich in diesem besonderen Fall um
       ein Verbrechen handelte – die Voraussetzung für das in der Verfassung
       vorgesehene Impeachment-Verfahren. Rousseffs Haushaltspolitik war „ein
       Attentat auf unsere Verfassung“, urteile jüngst der konservative Senator
       Antonio Anastasia in seinem Abschlussbericht zum Verfahren.
       
       ## Korruptionsvorwürfe gegen ihre Gegner
       
       Rousseff hingegen beharrt auf ihrer Unschuld und wirft ihrem Widersachern
       vor, einen Staatsstreich zu betreiben. Ihre PT wandte sich vor Kurzem sogar
       an die Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten
       (OAS), um das Verfahren zu stoppen. Ihrer Meinung nach haben viele
       Politiker die Amtsenthebung nur vorangetrieben, um im Zuge eines
       Machtwechsel für sie gefährliche Korruptionsermittlungen zu stoppen.
       
       Im Dezember hatte Rousseffs aggressivster Gegenspieler Eduardo Cunha das
       Verfahren eingeleitet. Inzwischen enthob der Oberste Gerichtshof den
       damaligen Parlamentspräsidenten wegen Korruptionsvorwürfen seines Amtes.
       Bedrohlich wurde der Prozess für die Präsidentin erst im April, als sie
       ihre Mehrheit im Kongress verlor. Mehrere Koalitionspartner liefen zur
       Opposition über.
       
       ## Drei Politiker der Opposition sind zurückgetreten
       
       Daraufhin bildete Temer, der über fünf Jahre lang Rousseffs
       sozialdemokratische Politik mitgetragen hatte, eine rechtsliberale
       Übergangsregierung unter Ausschluss der PT. Viel beliebter ist der
       profillose Politiker allerdings nicht, zumal gegen mehrere seiner
       ausschließlich männlichen Minister wegen Korruption ermittelt wird. Drei
       von ihnen mussten wegen solcher Vorwürfe bereits zurücktreten.
       
       Dennoch gilt als sicher, dass die breite Allianz alt- und neurechter
       Parteien auf weit mehr als die notwendigen 54 Senatorenstimmen gegen
       Rousseff zählen kann. Vielen geht es in erster Linie darum, ihren Kopf aus
       der Schlinge der Korruptionsermittlungen zu ziehen, die nur deshalb so
       intensiv betrieben wurden, um damit auch und vor allem die ebenfalls darin
       verstrickte PT-Regierung zu diskreditieren. Andere wollen das Rad einfach
       nur zurückdrehen und die soziale Umverteilung stoppen. So wird Exvize Temer
       bis Ende 2018 regieren.
       
       25 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Behn
       
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