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       # taz.de -- Kleiderordnung bei Olympia: Hidschab gegen Bauchansatz
       
       > Die olympische Kleiderordnung ist so rigide wie in Saudi-Arabien.
       > Ausnahme: Beachvolleyball. Da gilt: alles oder nichts.
       
   IMG Bild: Hose einen Zentimeter zu kurz oder zu lang? Raus!
       
       Kleidungsvorschrift ist ein Wort, das getrost als Staubfänger unter den
       Begriffen bezeichnet werden kann. Jedenfalls in Europa. Hier begegnet man
       ihm eigentlich nur noch im Petersdom und in Form von Piktogrammen an
       Behördeneingängen. In kurzen Hosen oder kurzärmeligen Oberteilen wird man
       vor allem in katholischen Ländern vor Einwohnermeldeämtern oder
       Polizeistationen mittels Verbotsschildern darauf hingewiesen, dass man in
       diesem Aufzug nicht reingelassen wird.
       
       Im Sport hingegen – vor allem im olympischen – herrschen flächendeckend
       noch derart rigide Kleidungsvorschriften, dass sie nach dem Vorbild des
       Reglements für Körperverhüllung in Saudi-Arabien gestaltet sein müssen.
       
       Länge, Material, Form und Farbe des Stoffs von Kopf bis Fuß werden
       vorgegeben. Die Überwachung der korrekten Kleidung ist lückenlos und
       penibel. Während man beim reuigen Dopingsünder schon mal ein Auge zudrückt,
       gibt es bei der Kleidung kein Pardon. Hose einen Zentimeter zu kurz oder zu
       lang? Raus!
       
       Dabei ist der erste Wettkampf bei Olympia – der Einzug der Athleten – eine
       riesiges Fest der Verkleidung. Was Tuvalu- oder Mali-Bewohner mit ihren
       edlen Dloki-Bas oder Grand Boubous zeigen, ist großer Sport. Fragt da
       irgendjemand, ob alle die gleichen Voraussetzungen haben? Klar, verlieren
       die gerne in beige einlaufenden Europäer immer gegen den Glitzer
       afrikanischer und asiatischer Athleten. Aber sie nehmen es sportlich.
       
       ## Kein Bikinizwang mehr
       
       Ausnahmen macht das Olympische Komitee in den sportlichen Wettbewerben nur
       dann, wenn es ihm passt. Gepasst hat ihm, dass sich zunehmend Frauen aus
       arabischen Ländern für Beachvolleyball interessieren. Und deswegen hat man
       dem ägyptischen Duo Nada Meawad und Doaa Elghobashy ausnahmsweise erlaubt,
       in Klamotten zu spielen, die so aussehen, als würden sie gerade Schulsport
       machen: irgendein langärmeliges Schlabbershirt auf irgendwelchen
       Billigleggins. Sogar die im Beachvolleyball nicht erlaubte Kopfbedeckung
       des Hidschabs wurde Elghobashy gestattet.
       
       Die Regeln für die Kleidung im Beachvolleyball sind zwar lockerer geworden:
       Der Weltverband des Volleyballs (FIVB) hatte schon vor dem olympischen
       Turnier in London 2012 den Bikini-Zwang abgeschafft. Spielerinnen können
       seitdem selbst entscheiden, ob sie im superknappen Stöffchen oder in Shirt
       ’n’ Shorts oder einem knappen Einteiler spielen. Damit noch ein bisschen
       Oberschenkel zu sehen ist, müssen die Hosen allerdings spätestens 3
       Zentimeter über dem Knie enden.
       
       Im Auftaktspiel der Ägypterinnen gegen die Deutschen hätte der Clash of
       Kleidung nicht drastischer sein können. Laura Ludwig und Kira Walkenhorst
       hatten ihre gestählten und gebräunten Super-Bodys in knappste Teile
       gesteckt. Vor dem Spiel hatten sie von einem ZDF-Reporter sich selbst in
       Barbie-Puppenform geschenkt bekommen. Laura Ludwig merkte kritisch an, dass
       die Puppe Bauch habe. Sie nicht.
       
       Bei einer Auszeit während des Spiels guckte Laura Ludwig sitzend immer
       wieder an sich herunter, als wolle sie kontrollieren, ob ihr Bauch auch
       wirklich immer noch abwesend ist.
       
       Meine Sympathien hatten ganz klar die Frauen in den Schulsportklamotten.
       Ich hab nichts gegen Frauen im Bikini in der Öffentlichkeit. Aber sehr viel
       gegen die Verachtung von Bauchansatz.
       
       8 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Doris Akrap
       
       ## TAGS
       
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