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       # taz.de -- Ausschluss von den Olympischen Spielen: Ganz ohne Russland?
       
       > Die Sportmacht Russland muss ohne die Leichtathleten zu den Spielen in
       > Rio. Nun wird der Ruf nach einem Komplett-Aus Russlands lauter.
       
   IMG Bild: Ob das auch in Rio zusammenpasst?
       
       Wien/Kassel dpa | IOC-Präsident Thomas Bach steht vor der größten
       Herausforderung seiner Amtszeit. Nachdem der Weltverband IAAF Russlands
       Leichtathleten, die sich systematisch in die Weltspitze gedopt haben und
       kaum Reformwillen zeigen, am Freitag in Wien ohne Pardon [1][von Olympia
       ausgeschlossen hat], wird der Ruf nach einem kompletten Rio-Verbot der
       Sportmacht immer lauter.
       
       Das Internationale Olympische Komitee (IOC) lobte die IAAF für die
       „konsequente Haltung“, teilte das IOC nach einer Telefonkonferenz des
       Exekutivkomitees [2][am Samstag mit.] Die Entscheidung, Russlands
       Suspendierung vor den Sommerspielen nicht aufzuheben, werde „vollständig
       respektiert“. Das IOC betonte, dass die Zulassung von Athleten bei
       Olympischen Spielen in der Hoheit der Weltverbände und im speziellen Fall
       bei der IAAF liege.
       
       DLV-Präsident Clemens Prokop fordert nach dem Ausschluss der russischen
       Leichtathleten angesichts der gravierenden Dopingprobleme auch in anderen
       Sportarten und weiteren Ländern eine „neue Front“ zu eröffnen. „Das kann
       nur der Anfang und darf nicht der Endpunkt für einen weltweiten Kampf gegen
       Doping sein“, sagte der Chef des deutschen Verbandes DLV.
       
       Russland habe in dieser Hinsicht nicht nur ein Problem mit der
       Leichtathletik, sondern mit der gesamten Sportorganisation des Landes. Es
       müsse über den „Ausschluss der russischen Mannschaft insgesamt“ bei
       internationalen Wettkämpfen nachgedacht werden. „Mir fehlt der Glaube, dass
       sich ein systemisches Doping in Russland ausschließlich auf die
       Leichtathletik in diesem Lande beschränkt“, pflichtete DLV-Sportdirektor
       Thomas Kurschilgen seinem Chef bei.
       
       ## Für Putin nicht akzeptabel
       
       Dazu passt: Die Russland-Taskforce der IAAF mit Leiter Rune Andersen
       empfahl die seit November 2015 dauernde Suspendierung mit der Begründung zu
       bestätigen, dass die Anti-Doping-Agentur des Landes (RUSADA) erst in 18 bis
       24 Monaten voll regelkonform arbeiten wird.
       
       Schon am Dienstag wird das IOC mit der brisanten Frage beschäftigen, ob
       Russland olympiatauglich ist. Bach will beim IOC-Summit in Lausanne mit den
       olympischen Interessengruppen über das Problem Kollektivstrafe kontra
       individuelles Recht von Athleten diskutieren und eine gemeinsame
       sportpolitische Strategie in der Causa Russland entwickeln.
       
       Schließlich ermittelt eine Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA
       unter Leitung von Richard McLaren, ob der Vorwurf wahr ist, dass bei den
       Winterspielen 2014 in Sotschi Geheimdienstmitarbeiter des russischen
       Gastgebers – wohl auf Geheiß staatlicher Stellen – positive Proben eigener
       Sportler im Kontrolllabor vertauscht haben. Der WADA-Report soll bis zum
       15. Juli vorliegen. 15 der 33 russischen Medaillengewinner in Sotschi
       sollen gedopt gewesen sein.
       
       Dass die Vorwürfe zum Sotschi-Labor wohl nicht aus der Luft gegriffen ist,
       konnte man in der WADA-Stellungnahme zum IAAF-Urteil („Es muss einen
       Kulturwandel bis in die Regierung hinein geben“) mit Bezug auf die
       Leichtathletik lesen. Darin wird Ermittler McLaren mit der Aussage zitiert,
       dass es „ausreichend erhärtete Beweise“ für „obligatorische, staatlich
       gelenkte Manipulationen“ von Doping-Proben im Moskauer Kontrolllabor
       gegeben habe – und das mindestens von 2011 bis zur Leichtathletik-WM 2013
       in der russischen Hauptstadt.
       
       Nicht zu erwarten ist, dass Russland sich mit dem Olympia-Aus der
       Leichtathleten einfach abfindet. Für Präsident Wladimir Putin ist die
       kollektive Strafe nicht akzeptabel. Er verglich sie mit einer
       Gefängnisstrafe, die eine „ganze Familie“ treffen würde, wenn ein
       Verwandter etwas angestellt hätte.
       
       19 Jun 2016
       
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